Das Ende von 3D-Spielen – Tot oder tot geglaubt?
Seit seiner Ankunft im modernen Medienzeitalter wird die 3D-Technik eigentlich als von der Industrie diktierter Marketing-Firlefanz wahrgenommen. Und in der Tat ist das umstrittene Feature in der Anwendung derzeit noch wenig überzeugend – 3D verkommt zum Gimmick und kaum jemand macht sich die Mühe, diese neue Darstellungstechnologie einmal grundsätzlich zu erschließen.
Da wundert es wenig wenn „3D“ in der Presse bereits tot geschrieben wird – hämische Meldungen durchziehen dieser Tage die Medienlandschaft, PR-Berater kommen weltweit zum Schluss, dass das Thema nicht mehr salonfähig ist und so wird es von praktisch allen Technologie-Anbietern unter dem Tisch versteckt. Den Kunden interessieren bereits wieder andere Dinge. Nicht zuletzt ist das natürlich eine Frage des Komforts. Nicht nur dass die 3-dimensionale Illusion bei vielen Benutzern zu Müdigkeitserscheinungen oder gar Kopfschmerzen führt, eine unbequeme Brille beleidigt auch noch das Ästhetikempfinden. Gut zu verstehen also, wenn auch der Konsument als Skeptiker dasteht.
Reicht das Thema 3D also wirklich nur für eine bedauerliche Eintagsfliege? Vielleicht braucht es einen eigenen Blickwinkel um die Vorzüge zu entdecken – und wie so oft bei neuen Technologien ist da der japanische Spielegigant Nintendo bereits bestens vorbereitet. Zwar ist selbst „Big-N“ sehr still geworden wenn es um die 3D-Thematik geht, dabei hat man erst vor zwei Jahren einen revolutionären Handheld dem Thema gewidmet (immerhin der zweite Versuch), trotzdem sind die First Party Studios weiterhin bemüht die neuen Möglichkeiten der Technologie ausführlich zu ergründen. Der 3DS bietet bekanntermaßen ein Display, für das keine Brille benötigt wird und so ermöglicht er mit Sicherheit den leichteste Zugang zur Materie. Tatsächlich wird man bei genauer Betrachtung im Sammelsurium dieser kreativen Anstrengung bereits fündig, denn im Zusammenhang mit Interaktion lässt sich kaum abstreiten, dass 3D ganz neue Wege öffnet.
Derzeitiger Vorzeige-Titel des Systems ist naturgemäß ein Mario-Ableger Super Mario 3D Land und wer sich ein wenig umhört findet schnell erstaunliches Feedback: Da ist ganz a-typisch die Rede von einem 3D Effekt, der das Spielgeschehen bereichert und ungewohnte Möglichkeiten beim Spielen aufzeigt. Wer sich schon einmal mit der frühesten Konzeption von Mario-Titeln beschäftigt hat, weiß um den enormen Kraftakt, der der Umstieg auf herkömmliche 3-dimensionale Grafik mitgebracht hat. Vor allem Präzision ist es, die dabei quer durch die Bank verloren gegangen ist, zu beobachten in beinahe allen Serien die den Umstieg auf 3D vollzogen haben. Bei Mario ist die Entwicklung aber besonders offensichtlich, denn wo ein Spieler gewohnt war, präzise seine Knuddel-Gegner mit gezielten Schlägen auf den Kopf zu erschlagen, fand er sich plötzlich mit einem aufwendigen Gesundheitssystem und plumpen Schlag-Attacken konfrontiert, Krücken, die dem Ausflug in die neuen 3D-Landschaften bis heute die Würze nehmen.
Wie gewohnt auf den Gegner springen? Kraftanstrengung. Doch interessanterweise berichten Spieler von „Super Mario 3D Land“, dass das Herumhüpfen im 3-dimensionalen Raum noch nie so einfach und präzise funktioniert hat, was natürlich auch Nintendo erkennt und in das gesamte Gamedesign einfließen lässt. Ein erster Präzedenzfall also für eine Daseinsberechtigung der stereoskopischen Technologie? Die kreativen Möglichkeiten bleiben weiterhin unerschlossen, vielleicht kann sich dies mit dem Zugang zu kreativen Tools ja ändern.Auch hier zeigt der Nintendo-Handheld bereits einen Trend: Überaus beliebt ist der Download-Titel Colors 3D. Hierbei handelt es sich um ein Zeichenprogramm, das über verschiedene Ebenen das Zeichnen im 3-dimensionalen Raum ermöglicht.
Über moderne Community-Features können die Werke dann natürlich online gestellt und mit anderen 3DS-Benutzern geteilt werden. Und wer sich das genauer anschaut der wird verblüfft feststellen, dass der Service hoch frequentiert ist. Da stehen kunstvolle Werke, neben kleinen Experimenten, oder Kritzeleien, der 3-dimensionale Raum wird zum ersten mal zum kreativen Spielzimmer für Künstler und diese werden nicht müde mit der neuen Gestaltungsform zu experimentieren.
Vielleicht reichen diese Fälle noch nicht aus, um den skeptischen 3D-Verweigerer von den Vorzügen der Technologie zu überzeugen. Sie stellen aber doch sehr klare Beispiele auf, an die man sich halten sollte, bevor man die Technologie grundsätzlich verteufelt, denn in einer Zeit, in der sich Filme (eine Meinung dazu hier) sowie Spiele beinahe ausschließlich wie wiedergekäute Regalware anfühlen sind frische kreative Impulse durchaus etwas Schätzenswertes.