Warhammer 40K Space Marine
Seit mittlerweile mehr als zwei Dekaden existiert das populäre Tabletop-Rollenspiel Warhammer 40,000 nun schon, aber erst seit einigen Jahren scheint auch die Videospielindustrie Gefallen am umfangreichen Universum dahinter zu finden. Mit duzenden Romanen, verschiedensten Tabletop-Variationen, einem Sammelkarten- sowie diversen qualitativ durchwachsenen Videospielen lässt sich Warhammer 40K gerne zusammen mit den artverwandten Shadowrun- oder auch Battletech-Universum in die Reihe der am besten medial auszuschlachtenden Dystopien einreihen. Verwunderlich erscheint allerdings die Tatsache, dass wie schon bei den anderen genannten Rollenspielen bisher vor kurzem kaum wirklich Nennenswertes im Videospielbereich veröffentlicht wurde. Mit rundenbasierenden Strategiespielen, allen voran natürlich die beiden Dawn of War-Teile von 2004 bzw. 2009, konnte der Publisher THQ Fans, Interessierte und auch Kritiker bisher schon recht gut vom Potential des epischen Kampfes der Menschheit gegen die Orks überzeugen, nun folgt dem großen Trend der letzten Jahre folgend schlussendlich das lange erwartete Warhammer 40K: Space Marine, ein – Überraschung – Third Person Shooter.
Häme und Spott angesichts der Tatsache, dass der Spieler die Rolle eines wortkargen, schwerbewaffneten Space Marine übernimmt, kann getrost mit dem Verweis abgetan werden, das Warhammer quasi der Urvater eben jener Figuren ist – was das Spiel selbst auch recht gut zur Schau stellt. Protagonist Titus ist kein Gung-Ho Schlachtenbummler nach dem Typus Gears of War-Fenix oder Halo-Master Chief, sondern eine kühl und strategisch agierende Respektsperson mit taktischem Weitblick UND einem Kettensägenschwert, das Orks wie Butter zerteilt.
Um aus der Masse vergleichbarer Genrevertreter herauszustechen – abseits der Warhammer-Lizenz – hat das Entwicklerstudio Relic Entertainment neben der immerhin kompetent umgesetzten, aber kaum mehr als rudimentär zu bezeichnenden Shootermechanik (Pistole, MG, Scharfschützengewehr, Shotgun und einige geringfügig abgewandelte Variationen sind vorhanden) auch brachiale Nahkampf-Möglichkeiten zum vollkommenen Verzicht einer Cover-Mechanik integriert. So können die häufig in riesigen Gruppen auftretenden Orks mithilfe einiger (simpler) Buttonkombinationen angegriffen, betäubt und/oder exekutiert werden; je nach Größe und Stärke der Waffe bzw. Gegner ergeben sich bei letzterer Aktion unterschiedlichste, sehr explizit in Szene gesetzte Kills. Das Health-System treibt den Spieler zudem dazu, diese Instant-Finisher auszuführen, denn nur mit jenen kann die Gesundheit des Space Marines aufgefüllt werden.
Die knapp achtstündige Kampagne durch diverse schlauchförmige Level bietet wenig Überraschungen, auch das Design der Szenerien vermag kaum im Gedächtnis zu verbleiben: Ein halbzerstörter Korridor hier, eine gigantische Halle mit Maschinen, ein mit Absperrungen und Barrikaden versehenes Schlachtfeld dort – Interessanteres gibt es leider kaum auf der imperialen Forge World (ein strikt auf industrielle Massenfertigung ausgelegter Planet) zu erleben.
Auch das Gameplay lässt keine offenen Münder zurück: Schießen, metzeln, weitergehen zur nächsten Schlacht, Wiederholung. Was vielleicht vor einigen Jahren noch relativ tolerierbar war, wird bei Warhammer 40K: Space Marine fast bis zur Grenze der Erträglichkeit ausgereizt: Natürlich bleibt die Herausforderung, sicher größerer Mengen an Gegner im Handumdrehen mittels Nah- und Fernkampfkombos entledigen zu können, auch nach mehreren Stunden noch einigermaßen aufrecht – der komplette Verzicht auf jegliche Abwechslung innerhalb der Kampagne erscheint allerdings mehr als fragwürdig. So bliebt der Shooter nicht mehr als ein erster Versuch, mit einer einigermaßen akzeptablen, aber kaum eindrucksvollen Optik, annehmbarem Gameplay ohne Überraschungen, einer unspektakulären und kurzen Single-Player Kampagne sowie einem lediglich nettem Multiplayer das Warhammer-Universum im Genre zu etablieren. Mission failed, Titus.
Plattform: PS3 (Version getestet), Xbox 360, PC, Altersfreigabe (PEGI): 18, Spieler: 1, Co-Op (kommt), 2-16 Online, Erscheinungsdatum: 06.09.2011