Pirates Of The Caribbean – Fremde Gezeiten
Jack Sparrow (Johnny Depp) ist zurück und kreuzt in Pirates of the Caribbean wieder über die Meere. Doch wollen wir das wirklich? Eine Fortsetzung, bei der das einzige Bangen und Hoffen darin besteht, dass es bald vorbei ist und sie doch mit ihren verfluchten Schiffen untergehen möchten, verspricht nicht gerade großes Unterhaltungskino. Was man hier viel eher zu Gesicht bekommt ist das Ausschlachten einer Serie für puren finanziellen Erfolg. Die heutigen Piraten, in Form von Filmproduzenten und unoriginellen, sich prostituierenden Regisseure, Drehbuchautoren und Schauspieler, haben wieder zugeschlagen…
Da klingt es schon fast wie eine Drohung, wenn man aus den Reihen der Macher hört, sie hoffen, dass mit Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten bzw. Fluch der Karibik 4 der Grundstein einer weiteren Trilogie gelegt wird. Dabei wäre durchaus noch Potenzial vorhanden, um aus den Figuren und dem Universum spannende, lustige und originelle Geschichten zu schöpfen. Beim vorliegenden Teil haben sie sich jedoch fürchterlich unterboten. Die Piraten, vor allem der berüchtigte Blackbeard (Ian McShane) machen sich auf die Jagd nach dem Quell der Jugend. Spanier und Engländer (letztere unter Führung von Kapitän Barbossa aka Geoffrey Rush) suchen ebenfalls danach. Soweit zur Geschichte.
Dabei wäre das Problem gar nicht so sehr die Handlung (man denke nur an Indiana Jones und der letzte Kreuzzug, der im Grunde den gleichen Plot hat), sondern vielmehr die lieb- und einfallslose Darstellung, Ausführung und Umsetzung davon (was wiederum im genannten Vergleich absolut gelungen ist). Eine mehr oder weniger zusammenhanglose Aneinanderreihung von Actionszenen und humorlosen Augenblicken ist alles, was man geboten bekommt. Scheinbar hat man sich nicht mehr viel Mühe gemacht, dem Publikum etwas zu bieten (außer einem sinnentleertem Spektakel), da man ohnehin der (vollkommen richtigen) Vermutung unterliegt, dass Fluch der Karibik 4 aufgrund seiner erfolgreichen Vorgänger ohnehin ein Kassenerfolg wird. Nicht mal einem Johnny Depp und Geoffrey Rush gelingt es noch das Piratenschiff vorm kentern zu retten. Sie sind hoffnungslos verloren in diesem unfreundlichen Gewässer und können nichts weiter tun, als sich mühsam an Land zu retten. Dabei sind beide Figuren nicht nur schon in den Kanon der populären Kultfiguren eingegangen, sondern würden nach wie vor für spannenden, konfliktreichen und witzigen Zündstoff sorgen, sofern es die Geschichte und insbesondere die Inszenierung und Umsetzung zulassen würde.
Man ist also besser beraten, sich noch mal die Vorgänger anzusehen, denn spätestens bei den abnormen Meerjungfrauen (eine Kombination aus klassischen Meerjungfrauen, Vampiren und Spider-Man) und der zunehmenden Anhäufung an Klischees, sowie motivationslosen Figuren (allen voran die von Penelope Cruz dargestellte Angelica), schaltet man bei diesem überlangen Feuerwerk unfreiwillig und aus Selbstschutz ab. In jedem Moment des Films wird klar, dass es bei diesem Projekt nur darum ging, möglichst viel Geld zu lukrieren – und nur mehr bedingt an die Unterhaltung des Publikums gedacht wurde. Einzig positiver Wehrmutstropfen: die schönen Locations, das Dekolleté von Penelope Cruz und die (einstmals) originellen und trotz allem noch kultigen Figuren.
Regie: Rob Marshall, Drehbuch: Ted Elliott, Terry Rossio, Darsteller: Johnny Depp, Penelope Cruz, Geoffrey Rush, Ian McShane, Laufzeit: 137 Minuten, Filmstart: 19.05.2011