Season of the Witch
Man nehme den Regisseur von so zeitlosen Klassikern wie Swordfish und Gone in 60 Seconds, füge ein wenig mittelalterliches Flair hinzu, vermenge das Ganze mit Nicolas „I play everything for cash because i’m fucking crazy“ Cage und sprenkle minderqualitative Fantasy-CGI-Effekte darüber: voilà, fertig ist Season of the Witch. Im Original schon belanglos betitelt, schafft es die besonders kreative deutsche Übersetzung hierzulande ebensowenig, den unspektakulären Inhalt quasi als Warnung vorauszuschicken: Der letzte Tempelritter nennt sich Dominic Senas neues Werk, in dem er seine bisher erlangten Fähigkeiten unter Beweis stellen darf.
Einerseits scheint der Regisseur ein gutes Händchen hinsichtlich der Schauspielerauswahl (oder Casting-Agenten) zu haben, da sich in diesem unscheinbaren B-Movie neben Ron „Hellboy“ Perlman und Stephen Graham (Snatch, Public Enemys, Boardwalk Empire) tatsächlich auch niemand geringeres als Christopher Lee wiederfindet. Andererseits vermag Sena weder mit seinen Schauspielern, dem Drehbuch noch mit den teils großartigen Szenerien, die sich neben Ungarn auch in Salzburg und Tirol befinden, etwas anzufangen: Die Schauspielerlegende Lee etwa wird in seiner Nebenrolle bis zu Unkenntlichkeit hinter schlechtem Make-Up versteckt, der besonders hölzern wirkende Cage spult geradezu zurückhaltend eine 08/15-Buddy-Movie-Performance zusammen mit einem amüsierten Perlman runter und der Plot verliert sich in mühsamen Actionsequenzen mit billig wirkenden Computeranimationen.
Erste Vermutungen hinsichtlich der filmischen Gesamtqualität lassen sich aber schon bei der einführenden Montagesquenz aufstellen: Cage und Perlman, zwei erfahrene Haudegen der Marke Bud Spencer und Terence Hill, metzeln sich während der Kreuzzüge im gelobten Land durch Horden gesichtsloser Statisten und computergenerierter Hintergründe. Nachdem Cage im Blutrausch Kollateralschaden verursacht, wendet er sich sowohl vom blinden Glauben an seine Befehlshaber als auch von weiteren Kampfhandlungen ab und kehrt in sein pestverseuchtes Heimatland „Styria“ zurück. In „Villach“ angelangt werden die beiden Tempelritter als Deserteure entlarvt und entgehen ihrer Strafe durch die Annahme einer gefährlichen Mission: Die Eskorte einer angeblichen die Pest verursachenden Hexe zu einem entlegenen Kloster zwecks Austreibung des Bösen. Der Gefolgsmänner nicht genug, werden prompt noch weitere illustre Gesellen für die Reise – mehr oder minder freiwillig – angeworben, darunter Stephen Graham als Kundschafter und Stephen Campbell Moore als geistlicher Beistand.
Sowohl Story als auch Charaktere schwanken wild zwischen absurd, unausgegoren und berechenbar: Neben der Tatsache, das das Cage-Perlman-Duo schon von Beginn an besonders anachronistisch mit amerikanischen Kraftausdrücken vor sich hin parlieren, stört vor allem auch die spürbare Ungewissheit des Regisseur in Hinsicht auf die Richtung des Films selbst. CGI-lastiger Fantasystreifen, mit Actionszenen gespicktes Buddy-Movie oder historischer Thriller mit psychologischer Komponente? Mit Season of the Witch schafft es Sena, in keine der Kategorien eingeordnet zu werden noch den Spagat zwischen ihnen zu vollführen. Was bleibt ist ein einfallsloses, unbefriedigendes B-Movie, das sich allerdings hervorragend zu Nicolas Cages Œuvre der filmischen Grausamkeiten (Schulter an Schulter mit Bangkok Dangerous, Knowing, The Sorcerer’s Apprentice und Drive Angry 3D) hinzufügen lässt.
Regie: Dominic Sena, Drehbuch: Bragi F. Schut, Darsteller: Nicolas Cage, Ron Perlman, Stephen Graham, Claire Foy, Christopher Lee, Laufzeit: 95 Minuten, Filmstart: 24.03.2011