The War Game
Ein fiktiver Dokumentarfilm aus den 60er Jahren, der die Auswirkungen eines Nuklearkriegs auf die Bevölkerung einer englischen Kleinstadt schildert. Klingt nicht nach seichter Unterhaltung. Ist es auch nicht und will es auch nicht sein. „The War Game“ ist verstörend, eindringlich und wirkungsvoll, auch wenn der Zahn der Zeit nicht spurlos an ihm vorüber gegangen ist.
Von der BBC fürs Fernsehen produziert, aber nie ausgestrahlt aufgrund seiner Thematik, fand der Film damals auf Umwegen ins Kino, wurde zum Erfolg und als erster (und bis heute einziger) fiktiver Dokumentarfilm sogar mit einem Oscar für den besten Dokumentarfilm geadelt. Während man über diese Ironie noch lachen kann, bleibt einem selbiges beim anschauen von „The War Game“ im Halse stecken. Obwohl der Film durchaus mit absurden Kommentaren und Bemerkungen angereichert ist, die vor allem von dem Kontrast zwischen dem Gesagten und Gezeigten leben, so sind es doch die erschreckend realen Bilder dieses Horrorszenarios, die sich einem ins Gedächtnis brennen.
Dabei gelingt dem Film das bemerkenswerte Kunststück nicht in reißerische Klischees zu verfallen und das obwohl es sich um eine durchkomponierte Dokumentation handelt (die auf faktischen Informationen basiert). Viel eindringlicher als jede Explosion, Druckwelle oder brennende Häuser, sind nämlich all die entsetzten, verstörten und geplagten Gesichter der Überlebenden des nuklearen Bombenangriffs. Hier wird das ganze kriegerische Wettrüsten auf das herunter gebrochen worauf es letztlich hinaus läuft: das Leid der Bevölkerung, die im Endeffekt die Konsequenzen tragen muss.
Einziger wirklicher Kritikpunkt des Films ist sein Alter. Leider ist „The War Game“ stellenweise schlecht gealtert. Man merkt ihm an, dass er nun schon mehr als 45 Jahre auf dem Buckel hat. Denn seine Inszenierung auf visueller Ebene wirkt veraltet. Gleichzeitig sorgt aber dieser Umstand gerade dafür, dass der Film noch realer erscheint. Dadurch hat man erst recht das Gefühl eine Dokumentation eines früheren Atombombenangriffs zu sehen. Was dazu führt, dass „The War Game“, wenngleich auf visueller Ebene Staub angesetzt hat, auf inhaltlicher Ebene nach wie vor seine Wirkung entfaltet.
Dahingehend zeigt sich, dass „The War Game“ trotz seiner veralteten Optik, nichts an Brisanz eingebüßt hat und gerade wegen seinem dokumentarischen Stil besser wirkt als viele andere Filme jener Zeit, die sich mit dem Thema der nuklearen Bedrohung auseinander gesetzt haben, was nicht zuletzt dem radikal konsequenten Peter Watkins zu verdanken ist, der nicht davor zurückgeschreckt hat das Thema mit all seiner unmenschlichen Härte und Offenheit darzustellen.
Regie & Drehbuch: Peter Watkins, Sprecher: Michael Aspel, Peter Graham, Laufzeit: 49 Minuten