Devil
Unbeschreiblich, unfassbar, unauslöschbar: Die Rede ist nicht vom titelgebenden Antagonisten par exellence, sondern von der Hollywoodkarriere M. Night Shyamalans. Nach einigen sowohl inszenatorischen als auch budgetären Megaflops meldet sich der Sixth Sense-Regisseur mit Devil als Produzent zurück auf der Leinwand.
„From the Mind of…“ thront unheilsschwanger am Kopfende des Filmplakats, zusammen mit dem Namen des in Verruf geratenen Filmemacher kann schon vorab ein leichtes Gruseln beim Betreten des Kinosaals entstehen. Das einzig wirklich Schockierende an diesem vermeintlichen Horror-Thriller ist aber die Tatsache, das jenes Gruseln schon das Einzige war, das sich im Verlauf der nächsten 80 (!) Minuten einzustellen vermag. Der grundlegende Handlungsverlauf baut auf einem Mythos rund um das Erscheinen des Teufels auf, der durch seine Präsenz das Unheil in all seinen schrecklich-totbringenden Formen mit sich bringt und „schuldige“ Individuen dahinrafft. Was also zunächst mit einer unglücklichen Lift-Panne in einem anonymen Hochhaus in Philadelphia beginnt, entpuppt sich schnell als – man darf es dabei bedenkenlos so benennen – teuflischer Plan: Mehrere scheinbar wahllos zusammengewürfelte Personen unterschiedlichster Schichten, Altersgruppen sowie Ethnien treffen auf engstem Raum auf- bzw. aneinander. Panik, zwecklose Rettungs- und Fluchtversuche folgen, rätselhafte Vorgänge in der Kabine verschlimmern die Situation natürlich zusätzlich.
Was sich wie eine boshafte Fahrstuhl-Big Brother-Version inklusive Mord- und Totschlag anhört, entpuppt sich als geradezu lachhaft inszenierter und dilletantisch geschriebener (© M. Night Shyamalan) Duzendware-Thriller. Weder kann Quarantine-Regisseur John Erick Dowdle die halbwegs interessante Location für spannende Momente in Szene setzten, noch können die billigen „Licht Aus – Jetzt ist wieder einer Tot“-Schockeffekte heutzutage noch jemand mitreißen. Auch die vor lauter Klischees nur so triefenden Charaktere (Cop mit psychischen Problemen, rüstige alte Dame, schleimiger Gigolo, mysteriöser Kaputzentyp mit militärischer Vergangenheit, inkompetente Security usw) können dem auf hauchdünnen Beinen stehenden Handlungsgerüst keine solide Grundlage bieten.
Einen so einfallslosen Whodunit-Thriller, bei dem der Täter für Kinogänger mit rudimentären Englischkenntnissen im Filmtitel bekannt gegeben wird und dann auch noch so unspektatulär sein Spielchen treiben darf, hat man schon lang nicht mehr gesehen. Das absolut antiklimatische Ende (und zugleich die einzig große Überraschung bzw. Idee) passt überraschenderweise dann doch wieder perfekt zu Devil, da es den Zuseher genau jene Frage aufwerfen lässt, die sich auch M. Night Shyamalan hinsichtlich seiner Inszenierungsgabe (falls er hier involviert war) und weiteren (Drehbuch-) Karriere stellen sollte: War das schon alles, kann es das schon gewesen sein, kein Da capo? Leider muss man zusätzlich noch anmerken, das Devil als Beginn der sogenannten Night Chronicles-Trilogie anzusehen ist – weitere Filme rund um das Thema „Übernatürliches in der modernen Gesellschaft“ werden sich also kaum vermeiden lassen.
Regie: John Erick Dowdle, Drehbuch: Brian Nelson, M. Night Shyamalan, Darsteller: Chris Messina, Caroline Dhavernas, Bokeem Woodbine, Jenny O’Hara, Laufzeit: 80 Minuten, Filmstart: 14.1.2011