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100 DVDs in 100 Wochen: Die durch die Hölle gehen

Nummer 76 im Feature 100 DVDs in 100 Wochen ist einer der wohl wichtigsten Aufarbeitungsfilme des Vietnamtraumas der USA: Michael Cimino’s Die durch die Hölle gehen (Originaltitel: The Deer Hunter).

Antikriegsfilme gibt es ja genügend, manche davon sind ausgezeichnet,  manche dümpeln dahin – Die durch die Hölle gehen gehört eindeutig zu Ersteren. Obwohl man bei 183 Minuten ganz schön Sitzfleisch benötigt, ist der Film aus dem Jahr 1978 heute noch genauso brisant wie damals.

Die Story erzählt von einer kleinen russisch-orthodoxen Gemeinde in Pennsylvania 1968. Die drei Stahlarbeiter Michael (Robert De Niro), Nick (Christopher Walken) und Steven (John Savage) werden, nach einer wilden traditionellen Hochzeit und einem Jagdausflug, zum Kriegsdienst nach Vietnam einberufen. Dort angekommen, gehen sie, wie der deutsche Titel besagt, durch die Hölle. Die drei Freunde geraten in die Gefangenschaft des Vietcong und müssen ein tödliches Spiel spielen. Die sadistischen Wärter zwingen ihre Gefangenen russisches Roulette zu spielen – so müssen sie abwechselnd einen mit einer einzigen Kugel geladenen Revolver an die Schläfen halten und abdrücken. Währenddessen werden Wetten auf das Sterben oder Überleben der Spieler abgeschlossen. Als schließlich nur noch Michael, Nick und Steven übrig sind, gelingt es ihnen durch eine List die Wärter auszuschalten und zu fliehen. Auf der Flucht trennen sich aber ihre Wege. So kommt Michael hochdekoriert, jedoch psychisch schwer geschädigt, nach Hause, genauso wie Steven, der allerdings sein Bein verloren hat und in einer Anstalt für Kriegsheimkehrer versucht über das Erlebte hinwegzukommen. Nick scheint spurlos verschwunden und so macht sich Michael abermals auf den Weg nach Vietnam um seinen Freund ebenfalls nach Hause zu holen. Doch Nick spielt in Saigon weiterhin russisches Roulette für Geld und erkennt seinen alten Freund kaum wieder. Als Michael aus Verzweiflung noch einmal mit ihm das tödliche Spiel spielt, kann er letztendlich nur noch Nicks Leiche nach Pennsylvania mitnehmen.

Die durch die Hölle gehen ist ein erstaunlich tiefgehender und nicht nach Blut und Mord haschender Antikriegsfilm, wie es so viele in den USA gibt. Dadurch, dass sich Cimino mit russisch-orthodoxen Männern in zweiter und dritter Generation und die Auswirkung des Krieges auf deren Leben beschäftigt, bekommt der Film eine zusätzliche Tiefe. Klar, die Szenen beim russischen Roulette lassen selbst geeichte Filmseher vor Entsetzen zusammenzucken, doch gerade der Kontrast zur fröhlich-ausgelassenen Hochzeit zu Beginn sowie der engen Freundschaft der drei Männer macht aus Die durch die Hölle gehen ein schockierendes Stück Filmgeschichte.

Meine Empfehlung: Wer an einem Nachmittag oder Abend mal viel Zeit hat, sollte sich Die durch die Hölle gehen unbedingt ansehen – Cimino erzählt mit seinem Film eine durchaus nicht nur Schwarz-Weiße-Kriegsgeschichte, sondern bildet den psychischen Verfall seiner Protagonisten danach besonders eindrucksvoll ab.

Das nächste Mal geht es weiter mit Luis Buñuel’s Belle De Jour.