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Man of Steel

5
Comic-Verfilmung

Der Mann aus Stahl kehrt zurück auf die Leinwand. Doch hat er wirklich Neues zu bieten, außer bombastischen Effekten?

Die Entstehungsgeschichte bzw. der Werdegang der Figur ist hinlänglich bekannt, trotzdem bemüht sich Regisseur Zack Snyder in Man of Steel, sie uns erneut zu erzählen. Kurz bevor der Planet Krypton untergeht, gelingt es Jor-El (Russell Crowe) und Lara Lor-Van (Ayelet Zurer) ihr Baby zu retten, indem sie es per Raketenkapsel auf die Erde schicken. Dort soll das Kind zu einer Leitfigur für die Menschen werden – leichter gesagt als getan, denn seine Zieheltern Jonathan und Martha Kent (Kevin Costner und Diane Lane) machen sich vor allem Sorgen was geschieht, wenn die Welt von seinen ausserirdischen Wurzeln erfährt und dies nicht akzeptiert. Der Junge schwankt also zwischen zwei Leben: Zum einen der Wunsch, seine wahre Herkunft herauszufinden und zum anderen das Bestreben, ein Teil jener Spezies zu werden, in die er deutlich nicht hineinpasst. Das alles ändert sich, als General Zod (Michael Shannon) und seine Anhänger, die die Vernichtung Kryptons ebenfalls überlebt haben, auf die Erde kommen, um dort einen neuen Heimatplaneten für sich und ihresgleichen zu errichten. Nur einer kann seinen Plan verhindern: (natürlich) Superman (Henry Cavill).

Genau wie der Mann aus Stahl selbst, der hin- und hergerissen ist zwischen seinem Ursprung und dem Aufwachsen auf der Erde sowie dem Entdecken seiner Kräfte und wie er damit umgehen soll, ist auch der Film unschlüssig, was er denn nun sein will. Regisseur Zack Snyder (300, Dawn of the Dead, Sucker Punch) weiß offensichtlich nicht so recht, was er mit dem umfangreichen Material, das ihm zur Verfügung stand, anfangen sollte. Also beschließt er einfach, den Film in zwei grobe Abschnitte zu teilen. Die ersten zwei (!) Drittel von Man of Steel beschäftigen sich daher fast ausschließlich mit der Figur des Superman und dessen Entwicklung. Überraschenderweise gelingt dies auch großteils: Die emotionale und geistige Reifung des Helden wird gekonnt, wenn auch nicht sonderlich originell, dargestellt (Henry Cavill mangelt es am nötigen Charisma, dafür passt seine emotionslose Darstellung ganz gut zu dem Außerirdischen). Hier geht es vorwiegend darum, wie ein Mann mit Gott-ähnlichen Fähigkeiten, der nicht von dieser Welt stammt, mit eben diesen umgeht und (vor allem) wie er mit den vergleichsweise schwachen Menschen zusammenleben soll.

Doch dann tritt der energische General Zod auf, der mit Michael Shannon (My Son, My Son, what have ye done, Take Shelter) grandios besetzt und eines der wenigen wahren Highlights des Films ist. Damit ändert sich Man of Steel schlagartig, denn was sich nun im letzten Drittel vor den Augen des Zuschauers entfaltet, ist ein fast einstündiges Actionspektakel. Die bisher angestrebte Charakterentwicklung Supermans wird komplett über Bord geworfen um bombastische Effekte, Explosionen und einstürzende Hochhäuser in Zack Snyder-Manier heraufzubeschwören. Man of Steel verkommt im letzten Drittel zu einem hoffnungslos vorhersehbaren Feuerwerk an emotionslosen Momenten. Snyder setzt hier nun alles ein, was das Special-Effects Team zu bieten hat – zugegeben, ein Spektakel kann nicht schaden und wer einen Superman-Film sichtet, will letztlich auch Action geboten bekommen. Das Problem liegt nur darin, dass eben jene Action dann auch gut inszeniert sein muss.

Leider muss sich der Kinogänger mit verwackelten Bildern begnügen, die ein pseudo-dokumentarisches Gefühl vermitteln sollen. Es stellt sich die Frage: Welchen Sinn eine Superman-Verfilmung hat, die versucht, mittels wackeligen, unscharfen und hektisch geschnittenen Actionsequenzen eine Atmosphäre von Realismus zu erzeugen? Gerade in diesen Szenen erinnert Man of Steel eher an die uninspirierte Transformers-Reihe vom Bombast-Spektakel-Megalomanen Michael Bay, da man bei der Action großteils nicht mehr erkennt, was da eigentlich auf der Leinwand vor sich geht. So gut Michael Shannon auch agiert (und er scheint sichtlich Spaß an seiner Rolle zu haben), es gelingt ihm leider nicht, diesen eklatanten Mangel zu überspielen.

Mit Ausnahme von Shannons leidenschaftlicher Darstellung muss man Man of Steel zugute halten, dass er trotz seiner Schwächen doch ein über weite Strecken ganz passabler Blockbuster heutigen Standards ist – mehr darf man sich jedoch nicht erwarten. Abseits der hektisch inszenierten Action und einiger Längen, die bei 143 Minuten Laufzeit kaum zu vermeiden sind, sind es vor allem die teils haarsträubend nebensächlichen Figuren, die Abseits von Superman und General Zod über die Leinwand marschieren. Keiner von ihnen entwickelt einen wirklich glaubhaften, abgerundeten Charakter – und kann somit auch kaum einen Funken an Interesse generieren. Im extremsten Fall findet sich nicht mal eine gute Begründung, warum sie überhaupt in der Geschichte vorkommen (Laurence Fishburne als Perry White etwa). Dies resultiert dann natürlich in teils redundanten, teils lächerlich sinnlosen Szenen.

Man of Steel hätte allerdings wirklich Potenzial gehabt. Gerade in seiner Anfangsphase entfaltet sich ein stimmiges Bild eines unsicheren Helden – nicht aufgrund seiner Fähigkeiten oder einer Bürde, sondern allein wegen aufkommenden Elementen wie der Einsamkeit der Figur und dessen Schwierigkeiten, sich an eine gänzlich fremde Welt anzupassen (hier erinnert der Film sogar streckenweise an Robert Heinleins Roman Stranger in a Strange Land). Im späteren Verlauf weiß vor allem Michael Shannon zu überzeugen, dessen General Zod ein überraschend gut ausgearbeiteter Antagonist mit absolut nachvollziehbarer Motivation ist. Jedoch verhindert die unglückliche Inszenierung, zahlreiche schwache bis nervende Nebenfiguren und eine oftmals zähe Erzählweise, das Man of Steel ein wirklich herausragendes Werk wird. Unterhaltsam mag er ja manchmal sein, doch fehlt diesem Superman leider die mythologische Dimension seines Ausgangsmaterials, um wirklich im Gedächtnis zu bleiben.

Regie: Zack Snyder, Drehbuch: David S. Goyer, Darsteller: Henry Cavill, Amy Adams, Michael Shannon, Diane Lane, Russell Crowe, Kevin Costner, Laurence Fishburne, Laufzeit: 143 Minuten, Kinostart: 20.06.2013, www.manofsteel.de




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