Longlegs

Ein Film, in dem ein unter zentimeterdicken Schichten feister Maske und kalkigem Make-ups vergrabener Nicolas Cage „Hail Satan!“ ruft, ist selten misslungen. Doch auch ohne diese meme-reife Szene wäre Oz Perkins finsterer Horror-Thriller Longlegs ein mephistophelischer Malstrom unheilvoller Atmosphäre und psychologischen Grauens. Letztes entspringt weniger den harten Schnitten, die verstörende Motive nur Sekundenbruchteile enthüllen, oder dem sorgsam dosierten Gore als dem unerbittlichen Blick auf familiäre Pervertierung. Das konzentrierte Betrachten ist ein Schlüsselelement der ausgefeilten Handlung.

Für FBI-Agentin Lee Harker (Maika Monroe), deren Vorahnungen ihr die professionelle Aufmerksamkeit des eine Serie mysteriöser Familienmorde ermittelnden Agent Carter (Blair Underwood) verschaffen, und das Publikum. Die depressiven Vintage-Kulissen bergen entscheidende Teile des perfiden Puzzles, dessen Verbindungen sich bis zu Perkins Okkult-Horror The Blackcoat‘s Daughter erstrecken. Doch das Satanische, das der von Cage mit bizarrer Bedrohlichkeit verkörperte Titelcharakter „Downstairs“ nennt, ist nur eine mörderische Metapher für die überaus realen Abgründe in scheinbar intakten Familiengemeinschaften.

Die untrennbare Verstrickung christlichen und satanischen Glaubens reflektiert diesen allegorischen Aspekt des hinter den vertrauenerweckendsten Fassaden schlummernden Potenzials zu unfassbaren, scheinbar willkürlichen Schreckenstaten. Ein Potenzial, das nur aktiviert werden muss, sei es durch religiöse Überzeugung, moralische Dialektik oder einen täuschend wohltätigen Trigger. Die satirische Beschwörung der Ära der Satanic Panic in Soundtrack, Style und Symbolik untermauert die hintergründige Religions- und Systemkritik des schauspielerisch und stilistisch gleichsam geschliffenen Genrewerks. Eine unheimlich unterhaltsame Untersuchung der Natur des Bösen.

Regie und Drehbuch: Oz Perkins, Darsteller: Maika Monroe, Nicolas Cage, Blair Underwood, Alicia Witt, Michelle Choi-Lee, Dakota Daulby, Filmlänge: 101 Minuten, Kinostart: 08.08.2024