Amerigone (c) 2023 Mark SaFranko, Pulp Master(2)

Amerigone

In Amerigone seziert Mark SaFranko den amerikanischen Traum und macht daraus einen wahnsinnigen Alptraum voller Existenzialismus und hohem Unterhaltungswert.

Parker Saturn wartet in einem New Yorker Hotel auf seinen unbekannten Kollegen Iwan Rubleski. Ihm steht ein langes Geschäftsmeeting mit Rubleski bevor, der dafür extra aus der Firmenniederlassung von der Westküste anreist. Doch kaum ist der charismatische Kollege da, gerät alles sehr schnell aus dem Ruder. Denn Rubleski bläst zum großen Amoklauf an. Und der bisher unbescholtene Familienmensch Parker wird dabei sein unfreiwilliger Assistent. Während ihres blutigen Roadtrips demonstriert Rubleski immer wieder seine Anschauungen zu Leben, Tod und Kapitalismus. Doch Parkers Versuche, dem Wahnsinn ein Ende zu setzen, sind zum Scheitern verurteilt. Rubleski scheint ihm stets einen Schritt voraus zu sein.

Was dann passiert, ist wie ein verrückter, in Zeitlupe ablaufender Traum, den der Träumer nicht anhalten kann. Bevor ich auch nur den Mund aufbekomme, hat sich Rubleski wie ein Leopard auf Dominic gestürzt.

Mark SaFranko ist hierzulande (und eigentlich auch in seiner Heimat) ein eher unbekannter Autor. Ein Umstand, den der Pulp Master Verlag hoffentlich ändern wird. Angesichts von Amerigone lässt sich nämlich ohne Zweifel behaupten, dass hier ein ungemein spannender und interessanter Autor am Werk ist. Natürlich ist ein Amoklaufender Wahnsinniger nicht unbedingt etwas neues, solche Geschichten hat es durchaus schon gegeben. Dennoch gelingt es SaFranko, was eigenes daraus zu machen. Amerigone ist mehr ein existenzialistisches Drama im Gewand eines harten Thrillers, als ein reißerischer brutalo Horror.

Dort liegen dann auch die großen Stärken von Amerigone. Nicht in den harten Momenten, sondern in den leisen Zwischentönen. In den philosophischen und existenziellen Dialogen zwischen den beiden Hauptfiguren. In den ruhigen Betrachtungen der amerikanischen Gesellschaft. Stück für Stück wird der amerikanische Traum offengelegt und bloßgestellt, als das, was er ist. Eben schlichtweg ein Traum, ohne jede Hoffnung auf Realität. Amerigone ist böse, tiefgründig, rasant geschrieben und unglaublich unterhaltsam.

Amerigone von Mark SaFranko, 300 Seiten, erschienen bei Pulp Master.

Amerigone