The Whale (c) 2023 Panda Lichtspiele Filmverleih(5)

The Whale

7
Drama

So unbestreitbar brillant die schauspielerischen Höchstleistungen in Darren Aronofskys konfliktivem Korpulenz-Kammerspiel The Whale sind, so unübersehbar ist auch die stigmatisierende Spekulation eines Dramas, dessen anhaltende Anziehungskraft vorrangig in der extremen Physis seines Hauptcharakters liegt.

Würden der verzweifelte Kampf des zurückgezogenen Englischprofessors Charlie (Brendan Fraser) um die Zuneigung seiner zynischen Tochter Ellie (Sadie Sink), seine strapazierte Freundschaft zu seiner Pflegerin Liz (Hong Chau) und kuriosen Diskussionen mit dem Weltuntergangs-Evangelikalen Thomas (Ty Simpkins) das gleiche Publikumsinteresse wecken, wenn Charlie statt an der gesundheitlichen Last seiner 300 Kilo an erblicher Herzschwäche sterben würde? Wenn er statt eimerweise KFC Wings auf seinem schmierigen Sofa Salat äße?

 

Bereits der Titel des von Bühnenautor Samuel D. Hunter selbst adaptierten Theaterstücks verweist nicht nur auf Melvilles Moby Dick, das zum Schlüsselmotiv wird, sondern auch auf ein Schimpfwort für fettleibige Menschen. Die Inszenierung, gespickt mit von einer schmutzig grün-braunen Farbpalette akzentuierten Ekelelementen, provoziert latent die von Charlie internalisierte äußere Verurteilung.

Während alle Charaktere nach Erlösung streben – von Trauer, Wut, Einsamkeit und spiritueller Sinnlosigkeit – sucht Charlie zudem Vergebung für die Existenz in seinem Körper. Letzter symbolisiert bei Aronofsky zugleich Strafe und Schuld. Die Befreiung von dieser mehrdeutigen Last ist auch eine für seine Mitmenschen. Zumindest in dieser Filmwelt ist für Dicke buchstäblich kein Platz.

Regie: Darren Aronofsky, Drehbuch: Samuel D. Hunter, Darsteller: Brendan Fraser, Sadie Sink, Ty Simpkins, Hong Chau, Samantha Morton, Sathya Sridharan, Filmlänge: 117 Minuten, Kinostart: 28.04.2023

The Whale




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