Seneca (c) 2023 Filmgalerie 451(7)

Seneca

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Drama

Es ist nicht leicht, das größenwahnsinnige Geschwafel alter, reicher, weißer Männer vorzuführen, wenn man selbst ein Herr dieser Sorte ist, der seinem megalomanischen Mitteilungsbedürfnis in Form filmischer Dialogergüsse frönt. So wie Robert Schwentke mit seiner ermüdend gesprächigen Groteske Seneca, deren Kulissen und Kostüme nicht annähernd so antik wirken wie Handlung und Humor.

Erste beschränkt sich darauf, dass der von Kaiser Nero – von Tom Xander mit Sonnenbrille und Mutti-Tattoo dargestellt wie ein sadistischer Ballermann-Tourist – zum Tode verurteilte Autor und Philosoph (John Malkovich) sich umgeben von Gattin (Lilith Stangenberg), Gehilfen (Louis Hofmann) und geladenen Gästen das Leben nimmt. Ein in mehrer Hinsicht langes Leiden.

 

Julian Sands, Geraldine Chaplin und dem Rest des Ensembles, das sich wie der manisch marinierte Malkovich augenscheinlich bloß seinen Gehaltsscheck abholt, dauert das alles zu lange, weshalb es nacheinander verabschiedet. Nur der Titelcharakter rezitiert in einem dissonanten Mix aus zeitgenössischer und pseudo-altertümlicher Sprache Beleidigungen, Belehrungen und Bitten bis zum bitteren Badezimmer-Schluss.

Dass Senecas Selbstmord durch Adern aufschneiden und Gifttrunk nicht recht klappen wollte und er schließlich im Dampfbad erstickte, ist noch das historisch korrekteste der Ereignisse. Deren vulgäre Häme wird noch abstoßender durch aggressiven Sexismus und irritierendem Rassismus, den die deutschen Untertitel noch verstärken. Ein weiterer bezeichnender Tiefpunkt des diesjährigen Berlinale-Programms.

Regie: Robert Schwentke, Drehbuch: Matthew Wilder, Robert Schwentke, Darsteller: Andrew Koji, John Malkovich, Mary-Louise Parker, Louis Hofmann, Geraldine Chaplin, Julian Sands, Filmlänge: 112 Minuten, Kinostart: 06.04.2023

Seneca




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