Der Fuchs
Nach Die beste aller Welten und Märzengrund folgt Adrian Goiginger in seinem dritten Kinospielfilm Der Fuchs erneut dem steinigen Lebensweg eines schweigsamen Eigenbrötlers, der in der Natur einen lange vergangenen Verlust verwinden möchte. War es beim einsamen Almbauern seiner vorigen Regiearbeit eine unerlaubte Liebe, schmerzt den in archaischer Armut aufgewachsenen Bauernsohn Franz Streitberger (Simon Morzé) die erzwungene Trennung von seinem Vater (Karl Markovics).
Der verkauft ihn als Kind in Knechtschaft, nach deren Ende der mittellose Protagonist der Armee beitritt. Nach dem österreichischen Anschluss sucht der dem ausgelassenen bis aggressiven Gebaren seiner Kameraden abgeneigte Einzelgänger in einem Moment emotionaler Aufruhr Ruhe im Wald und findet dort das Titeltier.
Der verwaiste Welpe wird zum zutraulichen Begleiter und emotionalen Bezugspunkt eines im doppelten Sinn mit der menschlichen Gesellschaft fremdelnden Charakters. Jener projizierte seine Bindungsbedürfnisse und -ängste auf „sein Füchsle“, das der Regisseur nie unglaubhaft vermenschlicht oder spirituell überhöht. Vielmehr wächst die innige Bindung aus der Abwesenheit unmittelbarer Kommunikation, die den von Goigingers Urgroßvater inspirierten Hauptcharakter überfordert.
Arash Safaians sehnsuchtsvoller Soundtrack und malerische Kameraaufnahmen evozieren idyllische Natur als Kontrast zum Grauen des Krieges, dessen Ideologie Streitberger trotz seiner Gewaltabneigung treu ergeben ist. So anrührend das intime Biopic ist, gibt das moralische Relativieren ethischer Abstumpfung der ungewöhnlichen Freundschaftsgeschichte einen unangenehmen Beigeschmack romantisierenden Revisionismus.
Regie und Drehbuch: Adrian Goiginger, Darsteller: Karl Markovics, Pit Bukowski, Alexander Beyer, Stan Steinbichler, Adriane Gradziel, Simon Morzé, Cornelius Obonya, Filmlänge: 118 Minuten, Kinostart: 13.01.2023