Top Gun: Maverick
Wenn Tom Cruise Überflieger Pete „Maverick“ Mitchell in Top Gun: Maverick von seinen Vorgesetzten zu hören bekommt, seinesgleichen sei obsolet, bezieht sich das tatsächlich auf das durch den Hauptcharakter verkörperte Ideal: ein weißer cis-männlicher hetero Draufgänger, dessen Egomanie stets altruistisch motiviert ist und dessen exorbitante Fähigkeiten ihn zum perfekten Mentor der nächsten Generation knallharter Kerle (und Monica Barbaros einzige Pilotin) machen.
Hinter der Flug-Fan-Fassade ist Joseph Kosinskis Action-Sequel ein selbstherrlicher Seelenschmeichler für all die toxischen Typen, die 1986 Tony Scotts Überraschungshit sahen und nun fürchten, dass die Welt doch nicht ihnen allein gehört. Besänftigen soll diese patriarchalische Panik ein nostalgischer Overkill.
Die technisch tadellose Stunt-Show ist weniger Hommage als krampfhafte Kopie des Originals. Entsprechend gestrig wirkt die von repetitiven Erklär-Dialogen verstopfte Fortsetzung, deren Cast seine Token-Charaktere bewusst maximal marginalisiert. Jede Szene vergöttert den zum Titelteilhaber beförderten Protagonisten, der posiert wie in einer abendfüllenden Aftershave-Werbung.
Seine Lebenslektion für Nachwuchshelden wie den seinem verunglückten Vater nacheifernden „Rooster“ (Miles Teller mit Porno-Schnauzer) lautet: Nicht denken, handeln! Dass beide in einer aberwitzigen Aktion dem gesichtslosen Feind einen Flug-Oldtimer entwenden, dient als Holzhammer-Metapher dafür, dass die alten Modelle niemals ausgedient haben. Das ist nicht Retro-Charme, sondern reaktionärer Chauvinismus.
Regie: Joseph Kosinski, Drehbuch: Ehren Kruger, Christopher McQuarrie, Eric Warren Singer, Darsteller: Tom Cruise, Jennifer Connelly, Miles Teller, Monica Barbaro, Lewis Pullman, Val Kilmer, Glen Powell, Jon Hamm, Ed Harris, Filmlänge: 131 Minuten, Kinostart: 26.05.2022
