Dog
Der entindividualisierende Titel Dog spiegelt die inhaltliche und intellektuelle Borniertheit der bizarren Mischung aus Veteranendrama und Familienfilm; einer spielfilmlangen Vorführung der Pet the Kitty Trope. Jenes manipulativen Manövers, unangenehme Charaktere mittels deren Tierliebe sympathisch zu machen, bedienen sich Hauptdarsteller Channing Tatum und Reid Carolin in ihrem gemeinsamen Regiedebüt nicht nur bei ihrem patriotischen Protagonisten Jackson Briggs (ausdrucksarm: Tatum).
Der Army Ranger will trotz PTSD und Hirntrauma schnellstens zurück an die Front und chauffiert dafür die titelgebende Armee-Hündin Lulu zur Beerdigung ihres Einsatzleiters. Dessen Selbstmord und Lulus eigenes Kriegstrauma schreien nach einer kritischen Betrachtung des Militärbetriebs, die der jingoistische Plot kategorisch verweigert.
Den grausamen Verschleiß von Menschen und Tieren verklärt die Inszenierung zur herzerwärmenden Kameradschaft, illustriert in einem Frontfotoalbum mit dem Aufdruck „Give War a Chance“. Der angesichts der aktuellen Situation besonders geschmacklose Spruch ist quasi das Motto der faden Komödie, die rassistische Profilierung arabischer Menschen zum Gag macht, physische und psychische Langzeitschäden zu drolligen Macken verniedlicht und Medikamentenabhängigkeit und soziale Verelendung als persönliches Versagen darstellt.
Reintegrationsprobleme überwindet hier sogar ein Vierbeiner, der auf seine Kill Count genauso stolz ist wie Briggs. Lulus Kampfeinsatz stilisiert die Inszenierung zum großartigen Abenteuer, zu dem das Rekrutierungs-Road-Movie eine unbedarfte kindliche Zuschauerschaft geradezu einlädt.
Regie: Channing Tatum, Reid Carolin, Drehbuch: Reid Carolin, Brett Rodriguez, Darsteller: Channing Tatum, Q’orianka Kilcher, Ethan Suplee, Kevin Nash, Aqueela Zoll, Bill Burr, Filmlänge: 101 Minuten, Kinostart: 19.05.2022