Matrix Resurrections
Matrix Resurrections, der vierte Teil der Kultreihe, führt die Geschichte nach fast 20 Jahren weiter. Neo und Trinity müssen erneut den Kampf gegen die Maschinen aufnehmen.
Bugs (Jessica Henwick) ist auf ein Modul innerhalb der Matrix gestoßen. Zu ihrer Verwunderung spielt das Modul ein längst vergangenes Ereignis ab, in dem eine andere Version von Morpheus (Yahya Abdul-Mateen II) existiert. Bugs ist eine der wenigen freien Menschen, die an dem Glauben festhält, dass Neo (Keanu Reeves) vor 60 Jahren nach dem Frieden zwischen Menschen und Maschinen nicht gestorben ist. Als sie es schafft Morpheus aus dem Modul in die Matrix zu holen, erweist sich dieser als Schlüssel um Neo endlich aufzuspüren. Doch nachdem sie den Auserwählten finden, eröffnen sich weitere Probleme – ihr Held lebt seit jeher in dem Glauben, dass alle vergangenen Ereignisse nur innerhalb eines Spiels existieren, das er selbst programmiert hat. Zweifel kommen ihm immer dann auf, wenn er auf die ungewöhnlich-vertraute Tiffany (Carrie-Anne Moss) trifft. Um diese Unsicherheit in den Griff zu bekommen, verschreibt ihm sein Psychiater (Neil Patrick Harris) blaue Pillen. Es liegt an Bugs und Morpheus, Neo erneut aufzuwecken.
Matrix Resurrections hechelt so sehr wie kein anderer, der mittlerweile drei Nachfolger, dem Erfolg und der Magie des Originals hinterher. Mit direkten Zitaten, nachgestellten Szenen und natürlich den ursprünglichen Darstellern. Was Regisseurin Lana Wachowski aber besser gelingt als so manchen Fortsetzungen von lange abgeschlossenen Filmreihen, ist, dass trotz der Anlehnungen, Teil vier für sich steht und eine eigene Geschichte erzählt – wenn auch keine besonders Gute.
Dabei startet die Reise vielversprechend: Die erste Stunde kommt mit interessanten Gedankenspielen und einer dicken Schicht Meta-Humor daher. Dieser Bruch mit der vierten Mauer funktioniert, da er auch innerhalb der Handlung Sinn ergibt und nicht wie so oft für schlappe Augenroller sorgt. Auch die Einführung des neuen Morpheus muss man nicht einfach so hinnehmen, sondern wird verständlich und ohne übermäßig viel Erklärung abgewickelt. Dass der ikonische grüne Filter über der virtuellen Realität fehlt, wird vielleicht dem einen oder andern sauer aufstoßen, jedoch kann man sogar das auf den Inhalt des Films zurückschließen. Somit könnte man glauben, dass Matrix Resurrections den hohen Erwartungen der Fanbase gerecht wird und den soliden Grundstein für eine neue Trilogie darstellt – falsch gedacht. Bei 148 Minuten bleibt genug Zeit, um fragwürdige Entscheidungen zu treffen.
Allem voran die schlampig inszenierte Action. Das Herzstück von Matrix und Wegbegründer für das Genre im 21. Jahrhundert, ist in Teil Vier nur ein Schatten seiner selbst. Sieht man dem in die Jahre gekommenen Keanu nicht dabei zu, wie er von Schlag zu Schlag stolpert, hält dieser einfach die Hände hoch und die special-effects Schockwelle erledigt den Rest – das soll cool wirken, tut es aber nicht. Und sind akrobatischere Personen in einen Schlagabtausch verwickelt, beginnt ein Schnittfeuerwerk, bei dem die Gefahr droht, dass die Netzhaut wegbrennt. Das Ganze gipfelt darin, dass Bösewicht Neil Patrick Harris vor dem Finale den „Swarm Modus“ mit „so much fun“ beschreibt, auch wenn dieser ironischerweise das letzte bisschen Spaß aus dem Endkampf saugt.
Daneben entwickelt sich die Geschichte in eine unnötig konfuse Richtung. Maschinen, die mit den Menschen zusammenarbeiten, Programme, die aus der Matrix in die reale Welt transferiert werden können, Morpheus, der nach dem Beginn keine Relevanz mehr hat und ein Held, dem das Schicksal der Menschheit egal ist, solange er seine Geliebte retten kann. Man kann der Neuauflage zugutehalten, dass sie sich organisch in die Filmreihe einfügt und nicht wie ein losgelöster Fremdkörper wirkt. Allerdings führt sie den Trend fort, den Teil Zwei und Drei begonnen haben – den Weg hin, zu einer generisches Actionserie.
In Matrix Resurrections befindet sich ein solider Streifen, dem die eigene Vorlage zum Verhängnis wird. Fans der Reihe werden vor allem dann Spaß haben, wenn sie ihre Erwartungen anpassen und sich daran erfreuen können, dass ihre Helden wieder in die Lederoutfits geschlüpft sind.
Regie: Lana Wachowski, Drehbuch: Lana Wachowski, David Mitchell, Aleksandar Hemon, Darsteller: Keanu Reeves, Carrie-Anne Moss, Yahya Abdul-Mateen II, Jonathan Groff, Jessica Henwick, Neil Patrick Harris, Jada Pinkett Smith, Filmlänge: 148 Minuten, Kinostart: 23.12.2021