Possessor (c) 2021 Kinostar Filmverleih(2)

Possessor

7
Horror

Possessor ist ein psychologischer Horrorfilm von Brandon Cronenberg, bei dem das Kunstblut fließt und die Gesichter schmelzen.

Tasya Vos (Andrea Riseborough) zählt zu den besten ihres Fachs. Ihre Arbeitsbeschreibung ist jedoch nicht wie jede andere: mittels einer Maschine übernimmt sie den Körper anderer Menschen, um danach Attentate auf wichtige Persönlichkeiten auszuüben. In der kurzen Zeit, die sie mit ihrer Familie verbringen kann, wird die junge Mutter immer wieder von Visionen verübter Morde geplagt. Ihre Vorgesetzte Girder (Jennifer Jason Leigh) rät ihr dazu alle emotionalen Bindungen aufzugeben, um den neuen Job problemlos ausführen zu können. Tasyas nächstes Ziel ist John Parse (Sean Bean), ein wohlhabender Firmenchef und Vater von Ava Parse (Tuppence Middleton), welche ein Verhältnis mit Colin Tate (Christopher Abbott) hat. Den Körper des Letzteren soll Tasya übernehmen. Doch wie sich herausstellt ist Colin Tate nicht so einfältig und leicht zu beherrschen wie gedacht und stellt Tasya Vos vor ungeahnte Schwierigkeiten.

Brandon Cronenberg läuft in den Fußstapfen seines Vaters David, wenn es darum geht, das Publikum stilsicher zu schockieren. Jede Einstellung, jeder Szene scheint perfekt abgestimmt und penibelst auf die Wünsche des Regisseurs zugeschnitten zu sein. Die Gewalt wird ohne Filter und so nah wie es die Kamera zulässt dargestellt. Wenn ein Messer in Fleisch schneidet oder eine Kugel durch einen Kopf gejagt wird, kann man das beinahe am eigenen Leib fühlen. Das mag für manche eine willkommene Abwechslung sein, in einer Zeit in der Produzenten vermehrt praktische Effekte mit animiertem Blut ersetzen. In Possessor geht es allerdings so weit, dass sich bei manchen der Magen umdrehen wird. Von der Härte der Nerven, die man als Zuseher aufbringen muss, mal abgesehen, ist es Regisseur Cronenberg gelungen eine klar definierte Vision von Vorne bis Hinten zu verwirklichen.

 

Nach 103 Minuten, die man in diesem visuellen Rausch verbracht hat, stellt man sich allerdings die Frage was für eine Geschichte einem hier präsentiert wurde. Themen wie die Vereinnahmung unserer Freizeit durch unser Arbeitsleben oder die verschieden Persönlichkeiten eines Menschen werden zwar mehr oder weniger offensichtlich verarbeitet, jedoch gehen diese neben den anderen Aspekten des Films unter.

Gegen Ende wird es zunehmend schwieriger das Geschehen zu beurteilen, da nicht vollends klar ist welche der beiden Personen zu welchem Zeitpunkt Kontrolle über den Körper von Colin Tate besitzt. Hinzukommt dass man als Zuseher nicht so recht weiß zu wem man halten soll. Zu keiner der Figuren baut man im Laufe der Handlung eine positive Bindung auf, was es im Umkehrschluss schwierig macht, von den Geschehnissen, abseits der Brutalität, mitgenommen zu sein.

Possessor weiß durch eine unnachahmliche Optik und gut sortierte Schockmomente zu überzeugen. Die Darsteller, mit Augenmerk auf Andrea Riseborough und Christopher Abbott, spielen auf hohem Niveau. Der Hype um das zweite Werk von Brandon Cronenberg sollte jedoch mit vorsichtigem Auge betrachtet werden. Possessor ist ein unvergessliches Erlebnis, auf das nicht jeder positiv zurückblicken wird. Zum Glück scheint das noch nie der Anspruch der Cronenbergs gewesen zu sein.

Regie und Drehbuch: Brandon Cronenberg, Darsteller: Andrea Riseborough, Christopher Abbott, Jennifer Jason Leigh, Rossif Sutherland, Gabrielle Graham, Hanneke Talbot, Sean Bean, Filmlänge: 103 Minuten, Kinostart: 01.07.2021

Possessor




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