Greenland (c) 2020 Tobis(5)

Greenland

2
Action

Weltende. Wieder mal. Durch Meteoriteneinschlag. Wieder mal. Nur ein weißer hetero US-amerikanischer Cis-Mann kann die Menschheit retten. Wieder mal. Okay, für die ganze Menschheit reichen weder die an Wetterbericht-Simulationen erinnernden Spezialeffekte und unterbesetzten Massenszenen noch die ethischen Ambitionen des Hauptcharakters. Wer krank, ohne effizienten Beruf oder unregistriert ist, hat in Chris Sparlings darwinistischem Desaster-Drehbuch keine Daseinsberechtigung – außer als Anhang eines Eliteerwählten wie John Garrity (plump: Gerard Butler). Der darf mit hilfloser Gattin (Morena Baccarin), die beim Aufhübschen den Evakuierungsaufruf verpasst, und Nervensägennachwuchs Nathan (Roger Dale Floyd) in den Atombunker auf Grönland. Und die Grönländer? Die Dänen? Alle Nichtauserkorenen?

 

Sofern letzte ethnischen Minderheiten angehören, sterben sie gleichmütig, während sie Familie Garritys Rettung sichern. Ric Roman Waughs Katastrophenkitsch konstruiert vor der CGI-Kulisse faschistoider Ideologien ein patriotisches Männlichkeitsideal, welches der Mangel an Spannung und Action unbeabsichtigt karikiert: Mehr als gefahrvolle Spektakel plagen Garrity mieser Funkempfang und Staus. Die Verklärung der WASP-Kernfamilie zur zivilisatorischen Keimzelle torpediert jede handlungsinnere Logik. Wieso wird Nathan aufgrund chronischer Erkrankungen (der Schrecken krankenversicherungsloser Amis) erst aussortiert, dann doch nicht? Wie überleben alle monatelang im Bunker? Ist auf der postapokalyptischen Erde langsam zu verrecken nicht viel schlimmer? Sollten derartige reaktionäre Katastrophen-Vehikel nicht Ende der 90er ausgestorben sein?

Regie: Ric Roman Waugh, Drehbuch: Chris Sparling, Darsteller: Gerard Butler, Morena Baccarin, Roger Dale Floyd, Scott Glenn, Johnny Williams, Rick Pasqualone, Filmlänge: 119 Minuten, Kinostart: 30.10.2020




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