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Bloc Party – A Weekend in the City

8
Indie

„A Weekend in the City“ ist der zweite Geniestreich der englischen Kombo, die mit ihrem Debüt „Silent Alarm“ weltweite Anerkennung für tanzbare, durchdachte und dabei niemals oberflächliche Musik sorgte. Kele Okereke, Sänger und Mastermind der Kombo, hat sich in Sachen Vielschichtigkeit bei diesem Album selbst übertroffen. Es ist düsterer, sowohl musikalisch als auch inhaltlich.

Nicht umsonst wird Okereke als der „wütendste Mann im Rock’n’Roll“ gesehen. Die hochgestochene, eingängige Stimme, im ständigen Kampf mit der treibenden Gitarre von Russell Lissack und dem hektischen, aber bestimmenden Schlagzeug von Matt Tong lassen nervöse Energien in den Hörern hochschnellen. Mischt man schlussendlich noch den trockenen Bass von Gordon Moakes, diverse Sprachsamples und andere Spielereien hinzu, ergibt dies einen explosiven Mix, der niemanden so schnell zur Ruhe kommen lässt. Besonders hervorstechend sind bei diesem Album jedoch die Texte an sich. Keine mittlerweile zur Gewohnheit werdende „Lalala“ oder „oh yeah“ Banalitäten, sondern durchwegs auf die sozialen und politischen Probleme aufmerksam machende Kunstgriffe, die den Verlust der Moral und Multikulturalität aufzeigen sollen. Dies wurde zwar schon beim Vorgänger aufgegriffen („Price of Gas“, „Helicopter“), in „A Weekend in the City“ aber auf den Punkt gebracht.

Verschiedene Vorfälle in London sind laut Okereke der Grund für die allgemeine düstere Stimmung des Albums. Im Oktober 2004 wurde ein schwuler Barkeeper Opfer des so genannten „Happy Slapping“, also Gewaltverbrechen, die mittels Handykamera aufgezeichnet und anschließend im Internet verbreiten werden. Themen wie den Terroranschlag auf die Londoner U-Bahn im Juli 2005, der über 50 Menschen das Leben kostete, den verstärkt auftretende Nationalismus in Groß-Britannien und den Tod seines Cousins bei einer Messerstecherei greift Kele Okereke in seinen Songs auf. “A Weekend in the City” beginnt bombastisch mit dem Opener “Song for Clay (Disappear Here)” Zunächst ruhig, verträumt, beinahe gleichgültig – alles deutet auf einen Ausbruch hin, der sich bereits im Hintergrund zusammenbraut.

Langsam, aber atmosphärisch (Vokalarrangements!!) verschlingt es Stück für Stück den Hörer. „Hunting for Witches“ bezaubert mit umher schwirrenden Samples und einem treibenden Bass, der durch Gitarrenriffs beinahe fühlbar durchtrennt wird.” the news copter says the enemies among us/ as bombs explode on the 30 bus/ kill your middle class indecision/ now is not the time for a liberal thought” – Fehlinterpretationen ausgeschlossen. Auch die restlichen Tracks überzeugen, wobei besonders die Singleauskopplung „The Prayer“ und „Uniform“ hervorstechen. Vielschichtig, politisch und eingängig beweisen „Bloc Party“, das der Druck des gefürchteten zweiten Albums bei vorhandenem Talent keineswegs negative Auswirkungen haben muss.