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Vampire Vienna

8
Komödie

Blut, Witz, nackte Haut und der ewige Kampf zwischen Gut und Böse, dazu eine gehörige Portion Grindhouse-Feeling und Absurdität machen aus Vampire Vienna einen Anwärter auf Kultstatus.

Walter (Mike Lomoz) steht zwar im Dienste Gottes und arbeitet als Exorzist, doch am liebsten trinkt er gemütlich sein Bier, verbringt seine Zeit in der Badewanne und trifft sich sogar regelmäßig mit dem Teufel. Man kann sagen, er steckt in einer veritablen Glaubenskrise. Genau da läuft ihm ein kürzlich wieder erwachter Vampir (Dominic Marcus Singer) über den Weg. Der jahrhundertealte Blutsauger ist fasziniert von der neuen Welt, in der er erwacht ist, wenn ihm da nur nicht die technischen Errungenschaften und gesellschaftlichen Konventionen hin und wieder ein Bein stellen würden. Egal, denn es kommt, wie es kommen muss. Der Exorzist und der Vampir sind schlichtweg Feinde, jeder Versuch der Annäherung und des Friedens scheitert. Wien ist nur groß genug für einen.

 

Also zuerst einmal: Wow, alle Achtung! Was Autor, Regisseur, Hauptdarsteller, Co-Produzent und scheinbar auch Mädchen für alles Mike Lomoz da auf die Beine gestellt hat, das verlangt Respekt. Jeder, der weiß, was für eine Mammut-Aufgabe es ist einen ganzen Spielfilm zu stemmen, noch dazu mit kaum Budget, der wird seinen Hut ziehen. Ist Vampire Vienna ein perfekter Film geworden? Nein, das nicht, aber das spielt keine Rolle. Es ist ein schmutziger, fieser, blutiger und extrem humorvoller Schundfilm – auf die gute Art und Weise. Nach einem zugegeben etwas zähen Anfang nimmt Vampire Vienna so richtig fahrt auf und besticht dann vor allem durch seine skurrilen und absurden Momente, wenn Mike als Exorzist Walter und sein Gegenpart Dominic Marcus Singer (auch Co-Autor des Films) als Vampirfürst aufeinandertreffen. Oder wenn Walter in einer zunehmend “missbrauchten” Badewanne sinniert. Oder wenn der Vampir mit den modernen Gegebenheiten hadert. Oder das Clown-Duell. Oder … Es ist schlichtweg herrlich, so sehr amüsiert man sich in Hollywood-Hochglanz Komödien heutzutage nur mehr selten.

Stellenweise merkt man dem Film seinen Mangel an finanzieller Unterstützung an (eine Schande für die österreichische Filmbranche, dass solche Projekte nicht ausreichend gefördert werden!), doch vieles davon gleicht die originelle Kamera von Martin Flint, das fantastische Schauspiel von Dominic Marcus Singer, der manchmal in bester Nicolas Cage-Manier die Szene an sich reißt, und die einfallsreiche Regie von Mike Lomoz wieder aus. Wo Tarantino mit seinem bemühten Grindhouse-Schundfilm-Feeling scheitert, gelingt es den hier beteiligten beinahe spielerisch einfach, jenes Gefühl alter Tage und (leider) vergessener Filme wieder aufleben zu lassen. In seinen besten Momenten erinnert es einen fast an die Brillanz eines Mario Bava oder Lucio Fulci – wobei Vampire Vienna auch etwas mehr Blut und Sex vertragen hätte. Was ihm in dieser Hinsicht fehlt, gleicht er aber mit seinem Humor und schrägen Szenen wieder aus, wodurch er ein extrem unterhaltsames Filmvergnügen bietet.

In einer perfekten Welt wird Vampire Vienna zu einem Kultfilm, der noch lange bestehen wird. Ein Kultfilm, der Fortsetzungen nach sich zieht und größere Budgets bekommt. Das Potenzial wäre da und mit der Verbindung zu Hermann mit der Schneeschaufel gibt es sogar schon ein eigenes Universum, das MCU – Maroni Comic Universe. Am 6. Oktober findet um 19:30 Uhr im Stadtkino Wien die Weltpremiere von Vampire Vienna statt. Eintritt ist eine freie Spende, der Reinerlös geht an die Caritas Gruft. Ob der Film einen regulären Kinostart bekommt, ist ungewiss und wahrscheinlich auch eher zu bezweifeln. Also von daher sollte man sich das Datum gleich vormerken, Karten reservieren und sich den Spaß gönnen. Wer weiß, vielleicht ist man dann gleich von Anfang an dabei, wenn aus Vampire Vienna ein Kultfilm wird. Verdient hat er es sich allemal!

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Regie: Mike Lomoz, Drehbuch: Mike Lomoz, Dominic Marcus Singer, basierend auf dem Roman Vampire in Wien von Wuff Rosenrot, Darsteller: Mike Lomoz, Dominic Marcus Singer, Daniel Krunz, Belle Black, Emem Augendopler, Emil de Cillia, Konrad G. Lorenzi, Elisabeth Kanettis, Victoria Hauer, Filmlänge: 82 Minuten, Weltpremiere am: 06.10.2019, 19:30 Uhr, Stadtkino Wien, Eintritt freie Spende




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