Das China-Syndrom
Das Thema Atomenergie verliert nie an Gültigkeit und Aktualität. Alleine deshalb hat Das China-Syndrom nichts von seiner Spannung eingebüßt.
Die Fernsehjournalistin Kimberly Wells (Jane Fonda) und ihr Kameramann Richard Adams (Michael Douglas) sind für einen Bericht zu Gast in einem kalifornischen Kernkraftwerk. Während ihrem Aufenthalt kommt es zu einem Zwischenfall, der von den Betreibern als reiner Routinefall verkauft wird. Der leitende Ingenieur Jack Godell (Jack Lemmon) hält den Vorfall jedoch für einen ernstzunehmenden Warnhinweis, der auf eine größere, bevorstehende Reaktorkatastrophe hinweist, doch weder die Kollegen noch die Leitung des Kraftwerks wollen davon etwas wissen. Bald arbeiten er, Kimberly und Richard zusammen, um die wahren Hintergründe aufzudecken. Der Widerstand ist zu groß und Godell greift zu verzweifelten Maßnahmen – doch da könnte es schon zu spät sein.
Wie zu erwarten, war die Kernkraftwerkindustrie sehr unzufrieden mit dem Film und warf ihm Diffamierung einer ganzen Industrie vor. Tragische Ironie, dass es dann ausgerechnet zwölf Tage nach Kinostart 1979 zu einem schweren Reaktorunfall im Kernkraftwerk Three Mile Island kam, dessen Hergang verblüffende Ähnlichkeiten zu jenem im Film geschilderten Zwischenfall aufwies. Vor kurzem hat erst die Mini-Serie Chernobyl wieder verstärkt Aufmerksamkeit auf das Thema gelenkt und gezeigt, mit welch möglicherweise verheerenden Technik wir umgehen, unfähig die Konsequenzen dieser Technologie vollends zu beherrschen und im schlimmsten Fall zu überleben.
Das China-Syndrom ist ein Journalismus-Drama, das dank seinem klugen Drehbuch und den hervorragenden Schauspielern von der ersten bis zur letzten Minute für Spannung sorgt, ohne sich in übertrieben reißerische Höhen zu schwingen. Die Regie von James Bridges hält sich vornehm zurück und fokussiert sich voll und ganz auf die Stärken der Geschichte, seine Protagonisten und die Handlung. Das und die Thematik reichen völlig aus, um für spannende Unterhaltung zu sorgen, die den Zuschauer gleichzeitig erschüttert und zum Nachdenken anregt. Das China-Syndrom mag zwar kein visuelles Meisterwerk sein, aber es ist und bleibt eine eindringliche Geschichte, die nichts von ihrer erschreckenden Aktualität eingebüßt hat.
Regie: James Bridges, Drehbuch: Mike Gray, T.S. Cook, James Bridges, Darsteller: Jane Fonda, Jack Lemmon, Michael Douglas, Scott Brady, James Hampton, Filmlänge: 122 Minuten, DVD/Blu-Release: 13.06.2013