Sieben
Neben Das Schweigen der Lämmer ist Sieben wohl einer der besten und prägnantesten Thriller aller Zeiten und gleichzeitig David Finchers Durchbruch als stilbildender Regisseur.
Der erfahrene, überdrüssige Mordermittler Somerset (Morgan Freeman) bekommt kurz vor seiner Pensionierung einen neuen Partner. Er soll den ehrgeizigen Mills (Brad Pitt) seinen Posten abtreten und in den kommenden Tagen einschulen. Da ahnen sie nicht, dass sie am Beginn einer perfiden und penibel geplanten Mordserie stehen, die nicht nur ihr Berufs-, sondern auch ihr Privatleben für immer verändern wird. Der Serienmörder, der seine Opfer nach den sieben Todsünden hinrichtet, ist den Ermittlern stets einen Schritt voraus.
Basierend auf dem dichten, perfekt konstruiertem Drehbuch von Andrew Kevin Walker inszeniert David Fincher einen Thriller in düsteren, atmosphärischen Bildern, der über die Jahre hinweg nichts an Faszination eingebüßt hat und ein stilbildender Wegbereiter für das gesamte Genre wurde. Mit seinem erst zweiten Spielfilm etabliert sich Fincher als einer der spannendsten, interessantesten und konsequentesten Filmemacher seiner Generation. Es ist nicht nur seiner detailverliebten Regie zu verdanken, dass Sieben ein derart glaubwürdiger und trotz seiner leicht übertriebenen Prämisse lebendiger Thriller ist, sondern auch den Schauspielern, die allesamt zur Höchstform auflaufen. So wie sich auch das Rätsel um den Serienmörder Stück für Stück offenbart, zeigen auch die Figuren im Verlauf immer mehr Facetten ihrer Persönlichkeit. Deren Weltanschauung wird bis zum bitteren Ende auf die Probe (und auf den Kopf) gestellt, eine Wandlung, die von allen Schauspielern großartig dargestellt wird.
Sieben ist mehr als ein generischer Serienmörder-Thriller, der bekannte Versatzstücke kopiert, sondern ein vielschichtiges Porträt einer sich selbst zerfleischenden Gesellschaft, der systematisch die Menschlichkeit ausgetrieben wird, um eine homogene Masse zu erzeugen, in der das Individuum nichts mehr zählt. Wie eine Figur sinngemäß im Film sagt, reicht es heutzutage nicht mehr einem Mitmenschen freundschaftlich auf die Schulter zu klopfen, um dessen Aufmerksamkeit zu erlangen, man muss ihm mit dem Vorschlaghammer ins Gesicht schlagen – und das ist Sieben, ein aufwühlender Vorschlaghammer.
Regie: David Fincher, Drehbuch: Andrew Kevin Walker, Darsteller: Brad Pitt, Morgan Freeman, Gwyneth Paltrow, R. Lee Ermey, Richard Roundtree, Filmlänge: 127 Minuten, DVD/Blu-Ray Release: 21.01.2011