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Lili Marleen

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Drama

Rainer Werner Fassbinder und Hanna Schygulla kommen mit dem Drama Lili Marleen fast an ihr Meisterwerk Die Ehe der Maria Braun heran.

Die deutsche Sängerin Willi (Hanna Schygulla) lebt in der Schweiz mit dem jüdischen Musiker Robert (Giancarlo Giannini) zusammen, der Widerstand gegen die Nazis leistet, indem er Flüchtlingen hilft. Seine Familie hält Willi jedoch für einen Nazi, aus dem einfachen Grund, weil sie eine Deutsche ist, und sieht in ihr daher ein Risiko. Als sie Robert einmal hilft, darf sie nicht mehr zurück über die Grenze in die Schweiz und sieht sich plötzlich alleine in Deutschland gefangen. Sie fängt an das Lied “Lili Marleen” zu singen und wird damit zum Star, den sogar Adolf Hitler kennenlernen will. Doch während all der Zeit vergisst sie ihren geliebten Robert nicht und hilft Beweise von Konzentrationslagern zu schmuggeln.

Während Fassbinder mit seiner BRD-Trilogie (Die Ehe der Maria Braun, Lola und Die Sehnsucht der Veronika Voss) die Nachkriegszeit beleuchtet, widmet er sich mit Lili Marleen direkt der Kriegszeit. Wie es bei ihm oft der Fall ist, steht eine auf den ersten Blick hilflose, aber kluge und selbstbewusste Frau im Fokus, die durch äußere Umstände auf sich alleine gestellt in einem nahezu unmöglichen gesellschaftlichen und sozialen Kosmos überleben muss und dadurch an innerer und äußerer Stärke gewinnt, bis sie selbst ein dominierender Faktor in ihrer Umgebung wird, ihren männlichen Freunden und Feinden weit überlegen. Lili Marleen ist wieder einmal ein Paradebeispiel Fassbinders für das Zeichnen von vielschichtigen, emanzipierten Protagonistinnen, einmal mehr ein Beweis, wie man solche Figuren schreibt und inszeniert.

Hanna Schygulla gibt alles in der Hauptrolle und wird von einer vielseitigen, brillanten Besetzung unterstützt, trotzdem erweckt sie manchmal den Eindruck sich nicht so ganz wohl in der Rolle zu fühlen. Es gibt Momente, in denen ihr Schauspiel nicht ganz funktioniert, wie man es sonst von ihr (vor allem in Fassbinders Filmen) gewohnt ist, eine Diskrepanz zwischen ihrer großteils hervorragenden Leistung und den vereinzelten Szenen, wo sie deplatziert oder unnatürlich wirkt. Aber man sollte sich von dieser kleinen Schwäche nicht abschrecken lassen, Lili Marleen ist ein großartiges Melodram, mit einer fantastisch geschriebenen Hauptfigur und Fassbinders unnachahmlicher Inszenierung, die nicht nur den Film, sondern sein gesamtes Schaffen treffend summiert: getrieben, aber doch einfühlsam.

Regie: Rainer Werner Fassbinder, Drehbuch: Manfred Purzer, Joshua Sinclair, Rainer Werner Fassbinder, basierend auf dem Roman von Lale Andersen, Darsteller: Hanna Schygulla, Giancarlo Giannini, Mel Ferrer, Gottfried John, Karin Baal, Udo Kier, Filmlänge: 120 Minuten, DVD/Blu-Ray Release: 14.12.2017




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