Der Gigant aus dem All
Seinerzeit von Kritikerlob überschüttet, floppte der erste Langfilm von Brad Bird aufgrund des miserablen Marketings an den Kinokassen, nur um später als Klassiker zu gelten.
Während die Welt im Jahr 1957 durch den erfolgreichen Start des sowjetischen Satelliten Sputnik I einer Zukunft voller Paranoia entgegenblickt, stürzt nahe des verschlafenen Küstenstädtchens Rockwell ein unbekanntes Objekt ins Meer. Dieser Vorfall ruft kurz darauf die amerikanischen Behörden auf den Plan, die dahinter einen möglichen Erstschlag des Feindes vermuten. Auch der aufgeweckte Junge Hogarth Hughes (Eli Marienthal), welcher mit seiner Mutter Annie (Jennifer Aniston) vor Ort lebt, wird in die Geschehnisse hineingezogen und stößt schließlich auf einen gigantischen Roboter (Vin Diesel) aus dem Weltraum.
Anhand dieser Ausgangssituation wird die wachsende Bindung zwischen Hogarth und dem außerirdischen Wesen ins Zentrum der Erzählung gerückt, wobei das Ringen zweier Supermächte wie ein Damoklesschwert über ihrer Freundschaft schwebt. Eine solche Prämisse ist in ihren Grundzügen zwar nicht neu, aber die charmante Inszenierung der beiden Hauptfiguren geht einfach ans Herz und zieht innerhalb der Gefühlspalette alle Register. Des Weiteren sorgen tolle Dialoge, popkulturelle Anspielungen, kreative Spielereien mit den Fähigkeiten des Roboters und spannungsgeladene Momente für einen guten Mix, der über die gesamte Lauflänge unterhält. Das Werk regt durch das geschickte Einweben von überraschend erwachsenen Themen zum Nachdenken an und hält damit selbst für die ältere Generation etwas bereit. Vor allem das Ende des Films kann für die eine oder andere Träne sorgen.
Durch das stimmige Zusammenspiel von handgezeichneten Elementen und der computeranimierten Titelfigur ist den Machern auch in visueller Hinsicht etwas ganz Besonderes geglückt, das aufgrund der hervorragenden Synchronisationsarbeit und des gefühlvollen Scores an einem audiovisuellen Meisterwerk kratzt. Regisseur Brad Bird ist es gelungen, mit Der Gigant aus dem All eine ganz eigene Stimme des amerikanischen Trickfilms zu erschaffen. Starke Motive wie die Paranoia während des Kalten Krieges, Selbstaufopferung oder die Auseinandersetzung mit der menschlichen Seele machen diesen Film zu einem zeitlosen Klassiker der Animationskunst.
Regie: Brad Bird, Drehbuch: Tim McCanlies, Brad Bird, Brent Forrester, Synchronsprecher (Original): Jennifer Aniston, Harry Connick Jr., Vin Diesel, James Gammon, M. Emmet Walsh, Filmlänge: 90 Minuten, DVD/Blu-Ray Release: 08.09.2016