Overboard
Der Titel der witzlosen Rom-Com besitzt famose Vieldeutigkeit. Schmeißt gemeinsame Interessen, Empathie und Respekt als Basis familiären Zusammenhalts über Bord!
Das traditionelle Mutter-Vater-Kinder-Schema, das Rob Greenbergs überflüssiger Neuaufguss propagiert, läuft wunderbar dank psychologischer Manipulation und Gesellschaftszwang. Wer das total romantisch findet, guckt trotzdem besser das Original. Die Creep-Comedy punktete wenigstens mit Darstellerchemie. Letzte tendiert zwischen Amateurkidnapperin Kate (Anna Faris) und Millionärssohn Leonardo (Eugenio Derbez) gegen null. Den totalen Mangel an Charme und Originalität begleiten abgeschmackte Latino-Klischees, paternalistische Verklärung von Armut und reaktionäre Normbilder. Nostalgie kommt da höchstens bei Ronald-Reagan-Fans auf.
Aber dafür gibt es doch bestimmt Frauenpower, oder? Das Original ist bekanntlich ein Paradigma an Sexismus, damit wird das rollenvertauschte Remake sicherlich abrechnen? Nope. Die Geschlechterkonzepte sind so rückständig als sei das Drehbuchautoren-Team intellektuell nie über die 80er hinausgekommen. Am Arbeitsplatz wird Leonardo als „Frauenhände“ verspottet (weil weiblich konnotierte Eigenschaften an Männern allgemein peinlich sind) und ermahnt: „Hör auf zu heulen und sei ein Mann!“ Echt jetzt? Allerdings, gleich dreimal: „Sei ein Mann! SEI EIN MANN!“ Das wird der verwöhnte Schnösel und erledigt im Haushalt, was eben nur Männer können.
Das Dach wird repariert, die jüngste Tochter lernt ohne Stützräder fahren und ein aufmunterndes Kompliment vom Ersatzpapa fegen den Liebesfrust der Teenager-Tochter hinweg. Kein Wunder, dass Kates Töchter Leonardo behalten wollen. Funktionieren kann eine Familie nur mit Vater. Das wissen auch Leos Arbeitskollegen, die einige Weisheiten predigen: „Wer nichts gelernt hat, muss eben die Drecksarbeit machen. Auch im Land der Freiheit muss man sich seine Brötchen verdienen.“ Wer einen miesen Job hat, ist dumm, faul oder arbeitsscheu. Chancenungleichheit? Unterbezahlung? Existieren nicht. „Besser als jede Telenovela“ sei diese (Anti-)Liebesgeschichte. Nö, schlechter.
Regie: Rob Greenberg, Drehbuch: Bob Fisher, Rob Greenberg, Darsteller: Anna Faris, Eugenio Derbez, Eva Longoria, Swoosie Kurtz, Emily Maddison, John Hannah, Filmlänge: 112 Minuten, Kinostart: 15.06.2018