Verleugnung-(c)-2016-Universum-Film(1)

Verleugnung

7
Drama

Die Wahrheit lässt sich nicht diskutieren. Sie zur Debatte zu stellen hieße, ihre Absolutheit anzuzweifeln. Geschieht dies, ist das ein Triumph für ihre Leugner. Einer von denen ist David Irving (Timothy Spall), der mit dieser Taktik bis vor Gericht zieht.

Der eingefleischte Antisemit und Rassist ist nicht der Angeklagte, sondern Kläger für die Etablierung seiner Pseudogeschichtsbücher. Darin gab es den Holocaust nie. Er ist ein jüdisches Komplott, um von Kompensationszahlungen zu profitieren. Seine Werke verteilt der selbst ernannte Historiker gratis zu einer Podiumsdiskussion Deborah Lipstadts (Rachel Weisz). Zuerst weigert sich die Holocaust-Historikerin, auf die Provokation einzugehen. Die entschlossene Protagonistin von Mick Jacksons Tatsachendrama kennt die dialektischen Dilemmata ihres Wahrheitskampfs.

Die unterbewusste Ablehnung einer vorbestimmten Kämpferrolle ist die eine Seite der realen Figur, um die Bühnenautor David Hare sein komplexes Skript aufbaut. Die andere ist unerschütterlicher Moralgeist. Er ist paradoxerweise zugleich ihre größte Stärke und Schwäche in dem Londoner Gerichtssaal, der zum Hauptschauplatz des packenden Justizdramas wird. Hier verteidigt Lipstadt die Wahrhaftigkeit des Massenmords der Nazis an Millionen Juden. Es ist verlockend, den passionierten Selbstdarsteller Irving die eigene Verachtung spüren zu lassen. Aber mehr noch ist es riskant, erinnert sie ihr Verteidigerteam Anthony Julius (Andrew Scott), Laura Tyler (Karen Pistorius) und Richard Rampant (Tom Wilkinson). Ihr Gegner sucht nicht zufällig eine öffentliche Bühne.

Irvings Agenda ist die Verbreitung jener Pseudowissenschaft und Verschwörungstheorien, die sich 17 Jahre nach dem historischen Prozess in der digitalen Welt noch effektiver verbreiten. Mit der brandaktuellen Problematik vor Augen, inszeniert Jackson die fesselnde Chronik eines nüchternen Feldzugs für Gerechtigkeit. Sein erster Kinofilm seit dem Bodyguard-Erfolg vor über 20 Jahren verzichtet auf Hollywood-Theatralik zugunsten stiller Intensität. Zugleich ist das präzise Schauspielduell eine Verneigung vor den unscheinbaren Hütern der Wahrheit, wie schmerzlich, hässlich oder grauenvoll sie auch sein mag. Es ist ihre zermürbende Suche und Dokumentation vergänglicher Beweise, auf denen gesellschaftliche Ethik ruht. Eine fragile Ethik, die wir allzu naiv als selbstverständlich hinnehmen.

Regie: Mick Jackson, Drehbuch: David Hare, basierend auf dem Roman History on Trial: My Day in Court with a Holocaust Denier von Deborah Lipstadt, Darsteller: Rachel Weisz, Tom Wilkinson, Timothy Spall, Andrew Scott, Filmlänge: 106 Minuten, DVD/Blu-Ray Release: 25.08.2017, www.verleugnung-film.de




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