Der Dunkle Turm
Wie verfilmt man ein literarisches Opus Magnum von über 4.000 Seiten, das noch dazu ganz ungezwungen alle möglichen Genres mischt? Am Besten gar nicht.
Aber wenn man es tut, dann reicht ein Film von nicht einmal zwei Stunden Länge kaum aus, da braucht man kein Hellseher sein um zu wissen, dass es nicht gelingen wird, der Vielschichtigkeit und Komplexität der Vorlage gerecht zu werden. Massive Auslassungen, dramaturgische Vereinfachungen und die Komprimierung von Figuren und Handlungssträngen sind unvermeidlich. Wenn man die Verfilmung zumindest ansatzweise genießen will, ist es geradezu zwingend notwendig die Romane von Stephen King einfach zu vergessen oder sie nie gelesen zu haben.
Leider ist das, was dann auf der Leinwand übrig bleibt – das Knochengerüst der Bücher sozusagen – derart reduziert und auf den wohl banalsten, vorhersehbarsten Plot gestutzt, dass Der Dunkle Turm kaum Interesse erzeugen oder Spannung evozieren kann.
Was man vorgesetzt bekommt ist eine simple Gut-gegen-Böse-Geschichte. Roland (Idris Elba), der letzte Gunslinger, will sich an Walter (Matthew McConaughey), dem Mann in Schwarz, rächen, der wiederum mit Kindern mit besonderer Begabung den geheimnisvollen dunklen Turm zerstören will, um dem Bösen Einzug in das Universum zu ermöglichen. Der Schlüssel dafür ist der junge Jake Chambers (Tom Taylor) aus New York, der in Träumen – die natürlich Visionen sind – den Turm, Roland und Walter sieht, bevor er durch ein Portal in ihre Welt gelangt. Roland und Jake verbünden sich gegen den Mann in Schwarz.
Obwohl weder Drehbuch noch Inszenierung überzeugen können und sich der Großteil der Geschichte vergleichsweise langweilig nach Schema F abspult, weiß zumindest die Besetzung zu begeistern. Idris Elba ist perfekt als stoischer, wortkarger Revolverheld und sorgt sogar für den einen oder anderen Lacher. Für den Mann in Schwarz hätte es auf den ersten Blick vielleicht einen passendere Schauspieler wie Matthew McConaughey gegeben, doch spielt er die Figur mit so viel Gusto und Charme, dass er den Charakter regelrecht vereinnahmt und man sich nur mehr schwer jemand anderen in der Rolle vorstellen kann. Auch mit Tom Taylor, dessen Jake Chambers die eigentlich zentrale Figur ist, hat die Produktion ein glückliches Händchen bewiesen.
Wenn man sich von Der Dunkle Turm nicht mehr erwartet als eine banale Geschichte vom Kampf zwischen Gut und Böse, dann wird einem die Verfilmung der Stephen King Romane gefallen. Wer sich an einer guten Besetzung und zahlreichen Anspielungen auf andere Stephen King Werke und deren Verfilmungen – die besondere Gabe von Jake nennt sich übrigens „Shine“, kommt einem bekannt vor – erfreuen kann, der wird von Der Dunkle Turm unterhalten sein. Wer mehr von der Welt des letzten Gunslingers, dem Mann in Schwarz und dem dunklen Turm sehen und erleben will, der muss jedoch zu den Romanen von Stephen King greifen.
Regie: Nikolaj Arcel, Drehbuch: Akiva Goldsman, Jeff Pinkner, Anders Thomas Jensen, Nikolaj Arcel, basierend auf den Roman-Reihe von Stephen King, Darsteller: Idris Elba, Matthew McConaughey, Tom Taylor, Dennis Haysbert, Jackie Earle Haley, Filmlänge: 95 Minuten, Kinostart: 11.08.2017