Pride
Ein ungewöhnliches Team bildet sich um einer verstockten Regierung und einer unbarmherzigen Gesellschaft neue Wege zu zeigen. Daraus ergibt sich eine unterhaltsame Komödie mit durchaus ernsten Untertönen.
Der junge Mark Ashton (Ben Schnetzer) ist zu allem entschlossen, um die Akzeptanz für Schwule und Lesben in Großbritannien zu erweitern. Doch auch den Anliegen der anderen Einwohner des Inselstaates sieht er sich positiv gegenüber: Gemeinsam mit Freunden beschließt er beim London Gay Pride Marsch für die streikenden Minenarbeiter eine Sammlung abzuhalten und diese zu unterstützen. Womit er nicht rechnen konnte: Keine Gewerkschaft will wirklich etwas mit ihm zu tun haben. Spontan entscheiden er und seine Gruppe „Schwule und Lesben unterstützen die Minenarbeiter“ sich ein typisches englisches Bergbaudorf auszusuchen und zu adoptieren. Durch eine Verwechslung am Telefon gestaltet es sich so, dass das kleine Dorf freudig akzeptiert. Kleinere Anfangsschwierigkeiten werden nach und nach aufgelöst, bis es der Gruppe sogar gelingt ein Benefizkonzert mit Bronski Beat als Headliner zu veranstalten.
Pride ist mal wieder einer dieser Filme, die auf einer wahren Begebenheit beruhen. Er vereint viele komplizierte Themen unter einer fröhlichen Botschaft. Da gibt es einmal den jungen Joe, der noch kaum sein Coming Out hatte, da ist er schon Teil einer Sache deren Größe er kaum beurteilen kann. Die Solidarisierung mit Minenarbeitern scheint merkwürdig zu sein, betrifft aber im Bezug auf Menschenrechte beide Gruppen. Das eine Regierung sich so sehr gegen das Wohlergehen ihrer eigenen Bevölkerung stellt ist damals genau so unglaublich wie heute.
Die Handlung in dem kleinen Minenbauort in Wales beschäftigt sich aber mehr mit der Konfrontation zwischen den Homosexuellen und den doch recht konservativen Ortsbewohnern. Die typischen Missverständnisszenen erscheinen ein wenig klischeehaft und vorhersehbar, bleiben aber trotzdem lustig. Mitunter wirkt es als hätte Regisseur Matthew Warchus versucht, politisch hoch brisante Geschichte in einen lustigen Comedy-Musikfilm zu verpacken. Zusätzlich dazu wird das Aufkommen des Aids Virus thematisiert und so viel Inhalt in einen Film zu packen, lässt mitunter andere Konflikte in der Handlung zu kurz kommen.
Besonders Joes Verhältnis zu seiner Familie und die Verbitterung gewisser Dorfbewohner hätte mehr zum Tragen kommen können. Nichtsdestotrotz übermittelt die Handlung eine sehr positive „We can do it!“ Nachricht und stellt die komplizierten Themen in einem leichten Rahmen zur Diskussion. Ben Schnetzer und George MacKay spielen ihre Rollen gut, dennoch wünscht man sich beinahe noch mehr von Imelda Staunton und Bill Nighy zu sehen.
Die Musik leistet hier hervorragende Überzeugungsarbeit: Nicht nur fühlt man sich allgemein sehr beschwingt, es wird auch klar gemacht, dass Musik als Instrument revolutionärer Beeinflussung durchaus wirksam ist. Pride fasst seine Botschaft erheiternd zusammen und ist genau das Richtige für die kommenden regnerischen Tage.
Regie: Matthew Warchus, Drehbuch: Stephen Beresford, Darsteller: Ben Schnetzer, George MacKay, Bill Nighy, Imelda Staunton, Filmlänge: 120 Minuten, Kinostart: 31.10.2014