Viel Lärm Um Nichts
Joss Whedon bringt seine Version des Shakespeare-Klassikers Viel Lärm um Nichts im modernen, amerikanischen Look auf die Kinoleinwand.
Die Handlung von Viel Lärm um Nichts sollte zwar bekannt sein, hier aber eine kleine Zusammenfassung: Don Pedro (Reed Diamond) kehrt mit seinem Gefolge Benedict (Alexis Denisof) und Claudio (Fran Kranz) nach Messina zurück, wo er seinen Freund Leonato (Clark Gregg) besucht. Kurz zuvor war er erfolgreich in einer Schlacht gegen seinen rebellischen Bruder John (Sean Maher), der er zwecks Gefangenahme ebenfalls mitnimmt. Kaum betritt Claudio Leonatos Anwesen, verliebt er sich schon in dessen Tochter Hero (Jillian Morgese). Währenddessen streitet Benedict ununterbrochen in hitzigen Wortgefechten mit Leonatos Cousine Beatrice (Amy Acker), was beiden zu gefallen scheint. Daraufhin beschließen Pedro, Leonato und Claudio die beiden ineinander zu verlieben – komme was wolle. Während mit Hilfe von Don Pedro bereits Claudios und Heros Heirat geplant wird, schickt sich John an einen Stein ins Getriebe zu bringen, indem er den guten Ruf Heros mit Lügen zerstört. Damit Benedikt letztendlich seine Liebe für Beatrice beweisen kann, muss Beweise für Heros Unschuld finden.
Obwohl noch einiges mehr passiert, wollen wir das Ende für die wenigen Unwissenden noch nicht vorweg nehmen. Joss Whedon hat hier allerdings recht offensichtlich ein Herzensprojekt realisiert.
Der Film ist bereits 2012 in den amerikanischen Kinos erschienen und kommt jetzt auch bei uns endlich auf die große Leinwand. Entstanden während einer zweiwöchigen Arbeitspause bei den Avengers, dient hier Whedons eigenes Haus als Kulisse. Alle Schauspieler haben vorher schon mit Whedon gearbeitet – mitunter in mehreren Produktionen. Da wundert es nicht, das innerhalb so kurzer Zeit ein abgerundeter Film entstehen kann, ist es doch für Whedon üblich, seine Schauspieler zu Shakespeare und Wein zu sich nach Hause einzuladen. Trotz des modernen amerikanischen Settings ist der Film in Schwarz-Weiß gehalten und bietet damit einen schönen Kontrast. Die Sprache ist unverändert und dient als Ankerpunkt – trotz der Tatsache, dass über mehrere hundert Jahre vergangen sind seit der Erstaufführung, trägt sie dazu bei, die Menschlichkeit der Charaktere zu zeigen. Die Handlung mag veraltet erscheinen, doch auch in der heutigen Gesellschaft stellt Rufmord ein Problem dar und der kleinste Fehltritt kann praktisch das Ende einer Karriere bedeuten.
Nur geht es heutzutage nicht mehr um verlorene Unschuld, sondern meist schwerwiegendere Dinge. Benedikt und Beatrices Verhalten zeugt einmal mehr davon, wie schwer es im modernen Dialog ist, Gefühle zu zeigen. Nichtsdestotrotz fängt Whedon mit großer Sorgfalt den Shakespeareschen Humor ein – und nicht nur den Wortwitz, in vielen Szenen finden sich Situationskomik und Anspielungen wieder. Die Sprache ist bedauerlicherweise auch eine Hürde – ohne Untertitel ist dem Film aufgrund der angepassten Redegeschwindigkeit kaum zu folgen und auch so geht leider einiges verloren. In Sachen schauspielerischer Leistung ist anzumerken, das Amy Acker und Alexis Denisof sichtlich Spaß an ihren Rollen haben und auch auf vielfältige Art zeigen, was sie können. Besonders Newcomerin Jillian Morgese beweist zudem mit wenigen Worten, das Talent oft auch nonverbal präsentiert werden kann.
Whedons Viel Lärm um Nichts ist alles andere als perfekt, doch gerade der menschliche Fehler scheint es zu sein, der ihn so daran fasziniert hat. Mit allen Ecken und Kanten übermittelt er den Text sehr deutlich und lässt jedem seine Interpretation offen.
Regie: Joss Whedon, Drehbuch: William Shakespare (Vorlage), Joss Whedon, Darsteller: Amy Acker, Alexis Denisof, Fran Kranz, Reed Diamond, Jillian Morgese, Filmlänge: 109 Minuten, Kinostart: 10.10.2014, www.viellaermumnichts-film.de