Dead Snow: Red vs. Dead
Dieses Gammelfleisch ist einfach nicht tot zu kriegen. Die Nazi-Zombies aus dem hohen Norden sind zurück und treffen diesmal auf verstärkte Gegenwehr.
Dead Snow: Red vs. Dead, die Fortsetzung von Tommy Wirkolas schwarzhumoriger norwegischer Zombiesplatterorgie aus dem Jahr 2009, knüpft in der Handlung nahtlos an den ersten Teil an und bietet einen kurzen Rückblick für jene, die sich an die Ereignisse in Dead Snow nicht erinnern. Martin (Vegar Hoel), der beim Skihüttenurlaub mit seinen Freunden versehentlich ein Bataillon toter Nazis unter der Führung des fiesen Oberst Herzog (Ørjan Gamst) zum Leben erweckt hat, ist der einzige (menschliche) Überlebende des anschließenden Zombiegemetzels.
Knapp, und unter Aufopferung seines rechten Armes, kann er vor den Untoten fliehen, sieht sich aber gleich mit einer Reihe anderer Probleme konfrontiert: Die Polizei kauft ihm seine Geschichte naturgemäß nicht ab und hält ihn für den Mörder seiner Freunde, im Krankenhaus wurde ihm ein falscher Arm angenäht, der ein seltsames Eigenleben entwickelt und die schon mal auferstandenen Nazi-Zombies wollen ihre alte Mission zu Ende führen, eine nahe Kleinstadt dem Erdboden gleich zu machen. Martin sieht als einziger die herannahende Gefahr und beschließt, sich ihr entgegenzustellen. Unterstützung holt er sich dabei von einer nerdigen Zombiejägertruppe aus den USA und den alten Feinden der Wehrmacht – aufgetauten Mitgliedern der Roten Armee.
Wer Dead Snow kennt, weiß, was er von seiner Fortsetzung zu erwarten hat. Wirkola bleibt seiner Linie treu und inszeniert erneut gnadenlose Splattercomedy, die vor keiner Scheußlichkeit halt macht und in der gemetzelt und gemeuchelt wird, was das Zeug hält. In Dead Snow: Red vs. Dead werden die Daumenschrauben des schlechten Geschmacks sogar noch weiter angedreht und politische Korrektheit sowie subtile Zurückhaltung ganz klein geschrieben. Nach dem Gleichheitsprinzip bekommen Kinder und Rollstuhlfahrer genauso explizit und effektiv ihr Fett weg wie alle anderen und sogar die Unvergänglichkeit wahrer Zuneigung wird genrekonform neuinterpretiert – alte Liebe rottet nicht.
Bei aller klaren Konzentration des Films auf seine eindeutigen Stärken scheinen aber auch immer seine Schwächen durch. Die Charaktere sind wenig originell entworfene, wenn auch liebevoll in Szene gesetzte, Prototypen verschiedenster Klischees – von den Star Wars zitierenden Nerds bis hin zu den tumben Polizisten. Letztere wecken Reminiszenzen an die ähnlich minder begabten Gesetzteshüter in der norwegischen Horrorcomedyserie Hellfjord, an der Wirkola ebenfalls mitwirkte, und hätten, ob ihrer storytechnischen und allgemeinen Irrelevanz, genauso gut ersatzlos aus dem Drehbuch gestrichen werden können. Auch ist der große Showdown zwischen den Nazi-Zombies und jenen der Roten Armee bzw. zwischen Martin und Oberst Herzog verhältnismäßig ideenarm und enttäuschend kurz ausgefallen.
FreundInnen der (un)gepflegten Körperteil- und flüssigkeitsumverteilung und des schlechten Geschmacks kommen aber voll auf ihre Kosten und werden sich auch kaum daran stören, dass die Story eher weniger Sinn ergibt. Ein unterhaltsames Effektspektakel, in dem der, bisweilen etwas infantil anmutende, Spaß an der Zerstörung und an der Grenzüberschreitung vorherrscht, wird in Dead Snow: Red vs. Dead auf jeden Fall geboten.
Regie: Tommy Wirkola, Drehbuch: Stig Frode Henriksen, Vegar Hoel, Tommy Wirkola, Darsteller: Vegar Hoel, Ørjan Gamst, Ingrid Haas, Carl-Magnus Adner, Jocelyn DeBoer, Filmlänge: 100 Minuten, www.deadsnow.com, gezeigt im Rahmen des /slash einhalb