Warpaint – Warpaint
Nachdem Warpaint ihr erstes, erfolgreiches Album The Fool veröffentlicht haben, wurde erst einmal ausführlich getourt. Nun ist eine neue Platte erschienen.
Sechs Jahre hat es gedauert, bis die Platte endgültig im Kasten war – und auch nun hat es fast vier Jahre lang gebraucht, bis das zweite Album, nun nach der Band selbst schlicht und einfach Warpaint benannt, präsentiert werden kann. Gut Ding braucht Weile, möchte man meinen, immerhin hat John Frusciante beim Produzieren seine Finger mit im Spiel gehabt – Hauptakteur war im Producing-Prozess aber Mark Ellis, besser bekannt als Flood, der immerhin auch schon mit U2, Depeche Mode oder PJ Harvey gearbeitet hat. Die vier Damen legen großen Wert auf eine ausgewogene Klangstimmung, das ist kein schnelles Album, das schnell produziert, schnell gespielt und vor allem schnell im Synthiepopmeer untergehen soll. Es ist aber vor allen Dingen ein schweres Album.
Schwer in vielerlei Hinsicht: Bis das Eingangsstück sich aufrappelt, den Gesang von Emily Kokal und Theresa Wayman aufzunehmen, vergehen einige dahinziehende, hallaufgeladene Momente, die man erst überdauern muss. Eine schöne und gewagte Einstiegssequenz für das Album, die noch ihren Nachhall finden wird. Nicht nur schwer, sogar schwermütig könnte man diese Platte nennen, schwerblütig, wenn man es noch weiter führen will. Die Zugangsart ist wohl der Clue – entweder man lässt sich hineinkippen in diesen eigenen Kosmos an schwerelosem Gesang, an Dream Pop, an Trübsinn und Nachdenklichkeit. Der Blutdruck senkt sich für diese 12 Stücke beinhaltende CD, möchte man meinen: Auch wenn die Bassline ab und zu einmal schneller aufgedreht wird.
Die Single-Auskoppelung Love is to die muss als das Herzstück gelten, sie ist in ihrer schlichten Schönheit auch kaum zu überbieten. Die Ambivalenz der Lyrics („Love is to die, love is to not die, love is to dance“) vermischt sich mit einer dahin-wabernden, träumerischen Stimmung, die dem ganzen einen entrückten Touch gibt. Noch dazu wurde diese Single von Radiohead-Produzent Nigel Godrich geremixed, wo an dieser Stelle einige Glöckchen klingen sollten, dass das nicht ohne Folgen bleiben kann, ist klar. Tanzen ja – aber auf andere Art eben.
Man muss natürlich aufpassen, dass solch wie schon erwähnt schwer zu verdauende Musik nicht im Magen liegen bleibt. Warpaint haben eine elegante Art, dies zu bewerkstelligen: die dumpfe, teils düstere Atmosphäre wird durch kleine, einfallsreiche Ausreißer unterbrochen, da fällt eine Linie aus der Spur, da findet sich ein Ton, der nicht hingehört, da singt die Stimme, wie man sie nicht erwartet hätte. Man muss an Austra denken, die in ähnlicher Weise imstande ist, mit eigentlich bedrückender Musik die Laune zu heben. Es ist also eine interessante Platte entstanden, die aber an der Kippe steht: Der Hang, in ein unfassbares weil gleichförmiges, dahinplätscherndes Scheingebilde abzudriften, ist bei dieser Art von Musik gegebenermaßen hoch. Man muss schon Gustostückchen wie das erwähnte Love is to die einstreuen, damit man sich herausrettet. Nur sind leider ein bisschen zu wenige dieser Art auf dem Album zu finden. Dennoch, Warpaint ist einfach eine sehr spezielle Band und will spezielle Zuhörer, sie rechtfertigt sich dadurch eigentlich selbst.
Waropaint – Warpaint, Rough Trade / Beggars Group (Indigo), warpaintwarpaint.com