Saving Mr. Banks
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, warum ein Löffelchen voll Zucker bittere Medizin versüßt. Saving Mr. Banks handelt, natürlich in dramatisierter Version, von der Entstehung des Disney-Klassikers Mary Poppins.
P.L. Travers (Emma Thompson) hat keine Zeit für Unsinn. Schon gar nicht für amerikanische Cartoon-Filme. Doch sie hat auch kein Geld mehr. Zum nunmehr beinahe zwanzigsten Mal klopft Walt Disney (Tom Hanks) an ihre Tür und fragt nach den Filmrechten für Mary Poppins – hatte er doch seinen jungen Töchtern versprochen, die Romane für sie zu verfilmen. Travers muss einsehen, dass zumindest ein Treffen in Los Angeles stattfinden sollte, um den schwindenden Tantiemen Einhalt zu gebieten. Doch nicht nur die überschwängliche Art der Amerikaner, auch die Änderungswünsche von Disneys Schreiberteam erscheinen ihr unerträglich. Erst nach und nach verlagert sich der Fokus und zeigt, warum sie die Geschichte um Mary Poppins nicht einfach loslassen kann.
Der Film nimmt den Zuschauer mit auf eine mehrschichtige Reise durch die Vergangenheit. Nicht nur die Reise in die Entstehungsgeschichte des Films Mary Poppins, sondern auch die Vergangenheit der Autorin und wie sie Erfahrungen aus ihrer Kindheit ein neues Gewand verleiht. Bereits kurz nach Beginn wird jeder, der Mary Poppins gesehen hat, sentimental werden. Eben wie ein typischer Disney-Film wird auch hier ordentlich auf die Tränendrüse gedrückt.
Doch im Gegensatz zu sonst hat man nun die Figur von P.L. Travers, die dem ganzen äußerst kritisch gegenüber steht und in die phantastische Selbstverständlichkeit von Walt Disneys Filmschmiede einige Sandkörner schmeißt. Während der Entstehungsprozess als solcher zwischen lustig und enervierend wechselt, sind es die Ausflüge in Travers Erinnerung, die Saving Mr. Banks Tiefe geben. Hier muss Colin Farrell Respekt gezollt werden, der als verträumter Vater eine hervorragende Rolle spielt. Das Thema von Mary Poppins als Film bekommt so eine neue Perspektive.
Auch die Entmystifizierung der Figur Walt Disneys unterstützt den Ansatz des Films – dieser überaus mächtige Mann, der von einer Kinderbuchautorin in die Knie gezwungen wird, um letztendlich ein Versprechen gegenüber seinen Töchtern einzuhalten, ist in sich selbst eine unterhaltsame Geschichte. John Lee Hancock bringt hier drei Geschichten zu einer zusammen und der langsame Aufbau der typischen Mary-Poppins-Musik trägt sicher einiges zu dem emotionalen Investment in Saving Mr. Banks bei. Vor allem wird mal wieder bewiesen, dass jeder Film, der es tatsächlich auf eine Leinwand schafft ein kleines Wunder in sich ist.
Regisseur: John Lee Hancock, Drehbuch: Kelly Marcel, Sue Smith, Darsteller: Emma Thompson, Tom Hanks, Colin Farrell, Ruth Wilson, Paul Giamatti, Jason Schwartzman, Laufzeit: 125 Minuten, Kinostart: 06.03.2014, movies.disney.com/saving-mr-banks