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Fijuka – Fijuka

Fijuka! Den Kern der Band bilden zwei junge talentierte Musikerinnen die ihr Arthaus-Rezept nicht nur für die Zubereitung ihrer Musik verwenden, sondern auch in anderen Lebenslagen Gebrauch davon machen…

Mit ihrer ersten Langspielplatte Fijuka, die doch ein gutes Stück an Zeit, Energie und Herumtüfftelei für sich beansprucht hat, positioniert sich die Band im Underground- und Indie-Arthaus. Von diesem Punkt aus strecken sie ihre Arme und Beine in sämtliche Richtungen die der Musikatlas zu bieten hat und liefern uns eine LP die sich zwar erst nach einiger Zeit zur Gänze entfalten kann, aber ab dieser Hürde dafür umso stärker nachwirkt.  Mit dem ersten Track I Like beginnt das Album wie ein Michael Jackson auf dem Höhepunkt seiner erfolgreichen Jahre. Nach dem ersten Drittel steigt die Spannung und die Frage ob sich der Track noch weiter entwickelt und steigert wird mit einem klaren Nein beantwortet!

Ein Album mit einem derart reduzierten Track zu beginnen riecht entweder nach einem dramaturgischen Intro oder hilft vielleicht auch um in die Musik von Fijuka eintauchen zu können. Zweiteres ist hier der Fall und so ist sofort die Neugier geweckt, was uns die beiden Frauen hier präsentieren möchten. Auch der Beginn des zweiten Tracks, Phantom Sentimental – eine der beiden Singles auf dem Album, klingt gewaltig nach Michael Jackson. Wohin soll uns das bloß führen? Aber ab dem Refrain ändert sich dich noch alles und der eigentliche Stil von Fijuka wird zum ersten mal so richtig deutlich. Also zurücklehnen und vor einer Tracklist Platz nehmen, die in dieses Jahrzehnt gehört, und ganz und gar nicht mit History verglichen werden kann.

Mit den beiden Singles Phantom Sentimental und Behave (from now on) bedienen sich Fijuka der Kreativität österreichischer Filmschaffende. Gemeinsam werden hier zwei Musikvideos gezaubert, die ihre Musik und auch ihr Image genauer auf den Punkt bringen. Denn sowohl in ihrer Musik als auch in den Musikvideos wird mit Alltäglichem und einer Erwartungshaltung gespielt, die klarerweise immer wieder – zumindest was das Video zu Behave betrifft, subtil und vorsichtig in Form von Details durchbrochen wird. Bei dem Musikvideo zu Phantom Sentimental verhält es sich da schon etwas anders, wenn mit einem ästhetisch-pathetischen Vorschlaghammer in Pasteltönen dem Kannibalismus gehuldigt und die Fahne des schwarzen Humors in die Höhe gehalten wird. Denn für diejenige die oberflächlich nicht genau sagen können wohin mit Fijuka, denen ist mit der Rezeption des Musikvideos geholfen!

Für alle anderen denen die eigentliche Musik ausreicht und keine visuell servierten Arthaus-Stereotypen aus der independent Kunstszene brauchen um Fijuka in eine Richtung zu drängen, heißt es einfach nur hinhören. Aber Vorsicht! Jene Hörerschaft die Fijuka ausschließlich in die Underground und Indie Schiene zu drängen versucht sei gewarnt! Denn eine gehörige Portion Pop und partielle Elemente aus Dance & Disco schwingen auf diesem Debüt-Album mit. Ohne, dass eines der vielen unterschiedlichen Elemente jemals die Oberhand über die anderen gewinnt und der Platte den drohenden Stempel aufzudrücken versucht, hangeln sich die zwei Frauen selbstsicher mit einer musikalischen Gelassenheit von einem Song zum anderen! Denn einerseits erregen die beiden mit ihrer LP zwar Aufmerksamkeit, aber erreichen diese nicht mit Aufdringlichkeit, sondern mit einer Zurückhaltung im Songwriting. Diese bietet ihnen dann auch die Möglichkeit hin und wieder aus der Zurückhaltung in den Vordergrund zu treten um im richtigen Moment mit Textelemente positiv zu verwundern.

Auf der einen Seite ist die Platte, wenn man ihr die nötige Zeit gibt, sehr eingängig und wandert ins Ohr, auf der anderen Seite ist da aber immer noch das Problem, dass die Melodien sogar eine zu starke Zusammengehörigkeit entwickeln und sich der Pop-Charakter bei Zeiten so sehr aufdrängt, dass die Musik zu etwas wird, das im Hintergrund dahinplätschert. Das derartige Nebeneffekte aber auch die Hörerschaft vergrößern, ist wiederum ein Hauptaspekt der kommerziellen Musik. Man kann nur hoffen, dass dieser Hauptaspekt auch bei Fijuka zuschlägt! Denn trotz Pop-Charakter offeriert das Album nach wie vor genügend Momente, die einen innovativen Hybrid aus diversen Independent Bereichen hervorbringen. Pop, New Wave, Dance & Disco, Electro, RnB und Indie! All das liefern die beiden Frauen und fassen es unter dem Titel Fijuka zusammen.

P.S.: Ein Remix der Single Behave (From now on) von Cpt. Yossarian bringt den Sound von Fijuka mit gesteigerterem Tempo und Druck dann auch noch auf die Tanzböden diverser Clubs!

Fijuka – Fijuka, Seayou Records, www.fijuka.com