Insidious: Chapter 2
Rumpeln im Gebälk, schlecht geölte Türangeln und unheimliche alte Frauen. In Insidious: Chapter 2 wird Horrorkino der alten Schule aufgewärmt – mit unangenehmem Beigeschmack.
Die Familie Lambert erholt sich noch von den Schrecken, die sie in Insidious (zur Kritik) erlebte. Da ihr eigenes Haus nachwievor von der Polizei als Tatort abgesperrt ist, ziehen die Lamberts vorübergehend in Joshs (Patrick Wilson) Elternhaus. Während langsam wieder so etwas wie Normalität ins Familienleben einkehrt, verhält sich Josh seit seiner Rückkehr aus dem Geisterreich zunehmend eigenartig und auch die merkwürdigen Ereignisse, die schon zuvor für Angst und Schrecken gesorgt haben, mehren sich wieder. Renai (Rose Byrne) konsultiert mit Schwiegermutter Lorraine (Barbara Hershey) in ihrer Verzweiflung die Paranormalitätsforscher Carl (Steve Coulter), Specs (Leigh Whannell) und Tucker (Angus Sampson). Gemeinsam versucht man, den Dingen auf den Grund zu gehen. Doch der Blick in die Vergangenheit der Familie bringt nicht nur Licht in die Bewandtnis um die Vorfälle im Haus, sondern deckt auch Schreckliches auf.
James Wan ist momentan wohl Hollywoods Wunderwaffe in Sachen Horrorkino, wurden seine Filme in den letzten Jahren doch nicht nur von Kritikern und Publikum überwiegend positiv aufgenommen, sie spielten auch stets ein vielfaches ihrer Kosten wieder ein. Seine Methode, altmodisches Horrorkino neu zu interpretieren, indem er sich, mehr oder weniger explizit, bei Klassikern wie Der Exorzist, Shining oder Poltergeist bedient, ist ja mittlerweile schon bekannt.
Auch bei Insidious: Chapter 2 hat der Regisseur wieder beherzt in die Horror-Mottenkiste gegriffen, diesmal aber leider kräftig daneben. Beim ersten Insidious-Teil standen zwar billige Effekthaschereien zeitweise zu stark im Vordergrund, trotzdem war das Ganze zu einem, im Großen und Ganzen recht stimmigen, Gesamtbild verwoben. Mit Conjuring (zur Kritik) hat der junge Regisseur in diesem Jahr sogar noch einmal nachgelegt und wirklich solides, präzise durchkomponiertes Gänsehautkino abgeliefert.
Umso enttäuschender ist es, dass Wan mit Insidious: Chapter 2 nun nicht nur so gar nichts Neues bietet, sondern Altbewährtes auch noch ziemlich halbherzig aufwärmt. Auch hier werden wieder Filme wie Shining, Psycho oder Carnival of Souls (Tanz der toten Seelen) so heftig zitiert, dass es stellenweise schon an Kopieren grenzt, diesmal allerdings auf bedenklich unzusammenhängende und lieblose Art und Weise. Hier ist nicht mehr viel von der ehrfurchts- und stimmungsvollen Hommage an große Klassiker zu erkennen, wie es noch in Conjuring der Fall war, denn Insidious: Chapter 2 trägt eher das Prädikat „schlecht abgeschrieben“.
Dem Film haftet allgemein ein Gefühl von Zusammenhanglosigkeit und Konfusion an, was sich nicht nur durch viele mühsam und holprig verknüpfte Handlungsstränge und einige grobe Logiklücken ergibt, sondern auch dadurch, dass Insidious: Chapter 2 Sequel und Prequel in Einem sein will, indem er die Geschichte aus dem ersten Teil zwar fortführt, gleichzeitig aber auch dessen Vorgeschichte erzählen will. Herausgekommen ist dabei eher ein schlechtes Remake von Teil eins, mit den gleichen Tricks und Schockelementen, Charakteren, die sich überhaupt nicht weiterentwickelt haben – eher noch abgeflacht sind -, und noch mehr Pathos und künstlich wirkender Atmosphäre.
Fragen, die sich aus dem ersten Teil ergeben haben, werden mühsam beantwortet, hätten aber genausogut offen bleiben können, die schauspielerischen Leistungen reichen von solide (Patrick Wilson) über unauffällig (Rose Byrne, die in ihrer Rolle wiederum auf das beschränkt bleibt, was sie anscheinend am besten kann: besorgt und verängstigt dreinschauen) bis hin zu dermaßen affektiert, dass es beinahe schon komödiantisch wird, woran aber sicher auch das abgeschmackte Drehbuch Schuld ist. Sowohl die billigen und vorhersehbaren Schockmomente, als auch die übermäßig eingesetzte, und nach einer Zeit sehr an den Nerven zerrende, Soundkulisse sorgen zudem für wenig positiven Nachhall.
Also wieder einmal ein Sequel, das man sich sparen hätte können? Aus künstlerisch-qualitativer Sicht in jedem Fall. Wer sich jedoch gerne und leicht schrecken lässt, eine gewisse Vorliebe für atonale Musik mitbringt und zudem unbedingt erfahren will, was es mit dem verschleierten Geist aus Insidious auf sich hat, der möge alle sonstigen Ansprüche über Bord werfen und ins Kino pilgern. Für baldigen Nachschub dürfte auch gesorgt sein. Da Insidious: Chapter 2, ganz im Geiste seiner Vorgänger, schon ein Vielfaches seiner Produktionskosten eingespielt hat, ist nämlich ein weiterer Teil bereits in Planung und die Geister dürfen weiter munter mit den Ketten rasseln.
Regie: James Wan, Drehbuch: Leigh Whannell
Darsteller: Patrick Wilson, Rose Byrne, Lin Shaye, Barbara Hershey, Steve Coulter, Ty Simpkins
Laufzeit: 106 Minuten, Kinostart: 18.10.2013, www.insidiouschapter2.de