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Frequency Festival 2013: Gelungener zweiter Tag im Daypark

Am Freitagmorgen war der erste österreichische Auftritt von Tenacious D wortwörtlich noch in aller Munde: Auf dem Zeltplatz wurde feuchtfröhlich ab 7:30 Uhr This is the greatest and best song in the world weitergesungen, ein paar Meter daneben wachten die System of a Down-Fans auf und zeigten schon ihre Vorfreude mit Kriegsbemalungen auf ihren Körpern – Free Hugs natürlich wie immer inbegriffen…

Und der Eiskaffee-Verkäufer bestimmte schon am Morgen den Trend des Tages, als eine Gruppe lauthals Knocking on Heavens Door mit Gitarre coverte und er seine eigene Version „Wer will einen Eiskaffee?“ daraus machte und mitsang (hier geht es zum Bericht vom ersten Tag im Daypark). Auf der Space Stage versuchte Willy Moon mit seinem Crooner-Gesang im modernen Sound-Gewand zu überzeugen, die Technik und das Publikum ließen ihn aber am (vielleicht noch zu frühen und vor allem heißen) Nachmittag etwas im Stich. Dafür wirbelten anschließend Pennywise Staub auf und zogen mehr Publikum an: Sie verwandelten Punk-gerecht die Menge in einen Moshpit und läuteten die erste Cover-Version des Tages ein, indem sie Fight For Your Right (To Party) von den Beastie Boys performten. Zur selben Zeit spielten Sizarr ein solides Set auf der kleineren Green Stage und konnten auch ohne Mitgrölsongs als Festival-Act überzeugen.

Zwischen 17:30 und 20:00 Uhr war die Green Stage dann in Hand deutschsprachiger Musik: Madsen führten den Moshpit von Pennywise weiter und lieferten eine mitreißende Deutsch-Rock-Show ab. Und hier wurde neben den eigenen Songs wie Du schreibst Geschichte auch fleißig gecovert, und zwar der Soul-Klassiker Heard It Trought The Grapevine. Thees Uhlmann bestritt zuvor seinen Auftritt ganz reduziert mit Jeans, weißem Shirt, Lederjacke und Gitarre in der Hand an, ohne große Lichtershow, dafür mit viel Sinn und Text für seine scharfen Beobachtungen im Alltag, die er auf dem neuen Album #2 verarbeitet hat. Viele hofften auf einen gemeinsamen Auftritt des Ex-Tomte-Frontmanns und dem gehypten Casper – den sie auch bekommen sollten! Zwar wurde Und Jay-Z singt uns ein Lied nicht angestimmt, dafür stürmte Thees Uhlmann bei XoXo auf die Space Stage (zwei Stages an einem Tag spielen – Respekt, Thees!) und sorgte für einen umjubelten Kurzauftritt. Doch auch ohne Hilfe anderer beliebter Künstler schaffte Rapper Casper es mit seiner Attitüde, melodienreichen Songs und Whiskey-getränkten Stimme die Menge für sich zu begeistern: Dieses Bild von so vielen Händen in der Höhe, die im gleichen Takt mitwippen, war sogar für Nicht-Fans ein erstaunlicher Anblick. Auch wenn das Sprechblasen-Schild eines Zuschauers mit „Diese Sprechblase hat mehr Inhalt als ein Casper-Album“ (das neue namens Hinterland erscheint übrigens Ende September) eventuell vielen aus der Seele gesprochen hat, lieferte Casper eine beeindruckende Show ab. Außer die Interpretation von Oasis‘ Don’t Look Back In Anger hätte er lieber sein lassen sollen.

Vor Casper schwammen auch Fall Out Boy mit ihrem Auftritt auf der Space Stage mit der Cover-Welle mit und versuchten sich an Michael Jacksons Beat It. Das Repertoire reichte von neuen Songs wie Phoenix und Alone Together bis hin zu Charthits wie Dance, Dance und Thnks fr th Mmrs, doch das Sound-Zusammenspiel war nicht das Beste und die hohen, übersteuerten Töne hinterließen einen fahlen Beigeschmack. Auch beim Auftritt der Imagine Dragons verlor u.a. ihr Hit Radioactive seinen Ohrwurm-Charme aufgrund von zu dünner Stimme bzw. zu leisem Sound.

Um 21:40 Uhr ging es dann in die entscheidende Runde: Bad Religion betraten die Space Stage, gleichzeitig startete Left Boy auf der Green Stage seine Show. Und man muss leider zugeben: Die Zeiten von Bad Religion so spät in einem Line-Up sind vorbei. Mit ihren 33 Jahren besteht die Punk-Rock-Band schon länger, als manche Frequency-Festivalgänger überhaupt auf der Welt sind. Wohl auch deshalb und weil Frontmann Greg Graffin immer wieder nostalgisch von damals sprach, drängten sich die Leute vor die Bühne von Left Boy. Die Stimmung war grandios und der umjubelte österreichische Künstler lief mit seinen Rap- und Lichtershoweinlagen den alten Herren den Rang ab und beendete seine mitreißende Show mit einem großen Kunstnebel-Tamtam. Nach 23 Uhr folgte das britische Trio Nero an gleicher Stelle, doch statt für Dubstep-Sounds entschied sich die Masse für System of a Down und pilgerte zur Space Stage. 23 Songs lang bewies die Band rund um Sänger Serj Tankian, warum sie Headliner des heurigen Frequency Festivals waren (wieso waren sie eigentlich nicht beim Nova Rock?): Obwohl Fans schon seit über acht Jahren auf neues Metal-Material warten, verstand es die Band mit Klassikern wie Chop Suey und I-E-A-I-A-I-O zu unterhalten und sorgte für einen gelungenen Schluss des zweiten Frequency-Festivaltages.

Eine kleine Randnotiz: Leider verpassten es die Veranstalter kurzfristige Änderungen sichtbar für die Festivalbesucher anzubringen. Am Donnerstag fiel schon Regina Spektor aufgrund von Krankheit aus, Fans wunderten sich dann, dass zur angekündigten Zeit Of Monster and Men auf der Space Stage spielten. Die Erklärung: die Bühnenzeiten wurden nach hinten verschoben. Am Freitag standen dann um 19:45 Uhr auf der Weekender Stage die holländischen Pop-Rocker von Kensington, deren Set vorverlegt wurde und sie deshalb – wohl auch selbst verblüfft – anfangs vor nicht mal 50 Zuschauern spielten. Denn nur ein kleines-A4-Blatt am Eingang wies auf die Änderung des Zeitplans hin. Wie es Josh Kumra bei seinem Auftritt ergangen ist, wissen wir nicht. Denn wir gingen davon aus, dass sein Slot – der um 19:45 Uhr angekündigt wurde – ausgefallen ist und Kensington deshalb früher die Bühnen betrat. Dabei wurden einfach nur deren jeweilige Slots getauscht. Eine Info dazu haben wir leider nirgends gesehen…schade für die Fans, die zur gleichen Zeit dann Casper oder Crystal Castles als Ersatz angeschaut haben bzw. schauen mussten.