Elysium
Die Erwartungen an dieses Sci-Fi Epos waren hoch, hat Neill Blomkamp mit District 9 doch einen der intelligentesten und eindringlichsten Beiträge zum Genre abgeliefert. Aber muss Elysium diesen Anspruch wirklich erfüllen, um dennoch ein guter Film zu sein?
Im Jahr 2154 ist die Erde weitestgehend zerstört. Die Ressourcen sind verbraucht und der Planet leidet an chronischer Überbevölkerung. Die reichsten der Reichen fliehen auf die im Orbit befindliche Raumstation “Elysium”, um dort ein behütetes, angenehmes, sorgenfreies Leben zu führen. Mit welchem täglichen Überlebenskampf die Erdbevölkerung zu tun hat und welches Dasein sie fristen müssen, damit das himmlische “Elysium” bestehen kann, kümmert sie wenig. Fabriksarbeiter Max (Matt Damon) träumt schon lange davon nach “Elysium” zu reisen und spart wie ein besessener, ungeachtet der Tatsache, dass er niemals genug verdienen wird um sich ein Ticket leisten zu können. Doch ein Unfall in seiner Fabrik ändert alles schlagartig und plötzlich ist “Elysium” der einzige Ort, an dem er Rettung finden kann. Wenn da nicht die skrupellose Verteidigungsministerin Delacourt (Jodie Foster), die ein hartes Regime führt und niemanden illegal einreisen lässt, und der brutale, psychopathische Söldner Kruger (Sharlto Copley) wären, die sich ihm in den Weg stellen.
Inhaltlich weist Elysium eine stets relevante Thematik auf, nicht nur in Bezug auf den Raubbau unseres Planeten, sondern auch auf die dauernd wachsende Kluft zwischen Arm und Reich. Neill Blomkamp scheint zudem der richtige Filmemacher zu sein, um sich diesem Thema zu widmen, war District 9 doch auch letztlich nichts anderes als ein Film gegen die Apartheid im Gewand eines Sci-Fi Actionfilms. Doch während bei seinem Vorgänger gerade die Action stellenweise missglückt ist und gegen Ende hin Überhand nimmt, wodurch der Film einen inkonsequenten Beigeschmack bekommen hat, verhält es sich bei Elysium nun genau umgekehrt.
Die Message des Films, so interessant und bedeutend sie auch sein mag, kommt allzu plump und abgedroschen daher, wird geradezu plakativ und banal umgesetzt und reduziert den Gesellschaftskonflikt auf einfache Schwarz-Weiß-Malerei. Die Armen sind gut, weil sie nun mal arm sind, und die Reichen sind böse, weil, na ja, die Reichen halt so sind. Da Elysium diese soziale Kluft viel zu simpel darstellt, fällt es schwer die Thematik ernst zu nehmen und sie verkommt letztlich zu einem redundanten Beiwerk, dessen sich die Geschichte bedient, um ihre Handlung und Figuren voran zu treiben. Was ohne Zweifel fehlt, ist der Tiefgang und die daraus resultierende emotionale Stärke, die District 9 ausgezeichnet hat.
Doch wenn man Blomkamps neues Werk in erster Linie als unterhaltsames Actionfeuerwerk versteht, als einen brachial düsteren Science Fiction Film mit Hang zu Kämpfen, Schießerein und Explosionen, als archetypische Underdog-Story mit einfach gestricktem Helden, dann funktioniert Elysium auf allen Ebenen und stellt sich als vielleicht einziger wirklich gelungener Sci-Fi-Actionfilm des gegenwärtigen Kinojahres heraus. Blomkamp hat aus den Fehlern in Bezug auf die Inszenierung der Actionelemente gelernt und fährt diesmal ein anderes Tempo auf. Nicht nur, dass die Sequenzen gelungen sind, er verteilt sie auch besser über den gesamten Verlauf des Films, wodurch sich (zumindest in Bezug auf die Action) ein weitaus organischeres Gesamtes ergibt.
Obwohl die Actionszenen gelungen sind, kann der Handlungsverlauf nicht mit Überraschungen aufwarten, dafür ist die Geschichte zu einfach gestrikt. Anders verhält es sich mit den Figuren oder viel mehr mit den Schauspielern. Es verwundert nämlich, dass neben zwei Schwergewichtern wie Matt Damon und Jodie Foster, es gerade Sharlto Copley als Kruger ist, der den beiden die Show stiehlt und nicht nur die intensivste Leistung erbringt, sondern auch die einzig wirklich interessante, weil schwer psychotische Figur darstellt. Damon und Foster sind hingegen zu sehr gefangen in ihren generischen Charakterisierungen als heldenmütig Armer und bösartige Reiche, dass es ihnen kaum möglich ist ihren Figuren mehr abzuverlangen, wenngleich sie im Rahmen des gegebenen dennoch gut besetzt sind. Kruger jedoch, der zwischen beiden Welten gefangen bzw. als Söldner tätig ist, wird dadurch zur einzig glaubwürdigen, mit unterschiedlichen Facetten versehenen Figur.
Für Fans des gut gemachten Sci-Fi Actionfilms ist Elysium eine Sichtung wert und sorgt für eine schnell erzählte, unterhaltsame Geschichte. Wer sich jedoch mehr erhofft, wird von der vorhersehbaren Handlung, den ein oder anderen Logikfehlern, aber vor allem von der zu einfach geschilderten gesellschaftlichen Kluft zwischen Arm und Reich und deren Darstellung, enttäuscht sein. Blomkamp vernachlässigt in seinem neuen Werk den Inhalt und die Aussage, zugunsten von spannend inszenierter Action und beweist, dass er zwar beides drauf hat, nur mit der Kombination hapert es noch.
Regie & Drehbuch: Neill Blomkamp, Darsteller: Matt Damon, Jodie Foster, Sharlto Copley, William Fichtner, Alice Braga, Laufzeit: 110 Minuten, Kinostart: 16.08.2013, www.elysium-film.de