Castlevania: Lords of Shadow – Mirror of Fate
Castlevania bedeutet Tradition. Seit frühesten NES-Zeiten geht es um die nie zu enden wollenden Auseinandersetzungen zwischen dem Vampirjäger-Klan der Belmonts und Dracula, Schauplatz sind zumeist die Gemäuer seiner schaurigen Burg.
Den Zenit erreichte Castlevania vor langer Zeit auf der Playstation mit dem Klassiker Symphony of the Night, welcher daraufhin als Schablone für alle künftigen Handheld-Ausgaben diente und bis heute die Genre-Bezeichnung „Metroidvania“ prägt. Ein Handheld-Titel nach dem anderen setzte sich das Spielprinzip mit leichten Variationen fort, zuletzt wirkte es aber 2009 bereits mehr als ausgelutscht.
Nicht ganz so selbstbewusst waren da die zahlreichen Konsolen-Iterationen. Castlevania ist eine Serie, die den Umstieg auf 3D nie so richtig bewältigt hat und so kam es, dass die Titel im letzten Jahrzehnt beinahe verzweifelt auf der Suche nach einer Identität zwischen den unterschiedlichsten Design-Ansätzen herumstolperten. 2010 wurde dem verlorenen Treiben dann ein Schlussstrich gezogen und das spanische Studio MercurySteam übernahm die Feder. Alle Traditionen weg gewischt, verstand sich Castlevania: Lords of Shadow (zur Kritik) als kompletter Reboot: Ein God of War-Verschnitt (zu unseren Kritiken der Serie) mit hohen Produktionsqualitäten wurde angerichtet. Nun meldet sich die Serie auf dem 3DS zurück, Entwickler ist abermals MercurySteam – mit Spannung stellt sich also die Frage, was diesmal aus der ikonischen Materie geschöpft wird.
Die erzählerische Grundlage von Castlevania: Lords of Shadow verspricht natürlich Spannung: während das unerwartete Ende einen recht abrupten Sprung in die Zukunft für Lords of Shadow 2 (zum Trailer) versprach, schaltet Mirror of Fate aber erstmal einen Gang zurück und beschäftigt sich intensiv mit der Zeit unmittelbar nach den tragischen Ereignissen des Vorgängers. Dracula treibt sein Unwesen in dieser finsteren Welt und schafft sich mit seinem grausamen Treiben Feinde – zum Beispiel Simon Belmont, welcher sich anschickt, die Burg des finsteren Lords eigenhändig zu erobern. Was auffällt: Durch die unvorbelastete Handlung ist ein frischer Wind in das Geschehen einkehrt. Dracula, in den dutzenden Sequel-Aufgüssen fast zu einer Karikatur der ursprünglichen Idee verkommen, hat wieder eine ominöse, spannende Präsenz. Der Ablauf mischt klassische Elemente wie Simon Belmont und Alucard mit der neuen Mythologie und schafft so eine nostalgische Atmosphäre, der es nicht an Überraschungen mangelt.
Der Fokus ist aber ganz klar die Action: Zwar ist auch dieser Titel vom Ablauf her ein wahrer Metroidvania-Verschnitt – es gibt eine zusammenhängende Spielkarte, versteckte Upgrades und neue Fähigkeiten, anhand derer sich zuvor unerreichbare Orte erforschen lassen – dieses bewährte Konzept ist aber durchsetzt mit den neuen Einflüssen von MercurySteam. So weicht das altbewährte Kampfsystem rund um pixelgenaue Präzision einem modernen Kombo-System wie man es von God of War und Konsorten gewohnt ist: Timing ist das Um und Auf. Gesammelte Erfahrungspunkte fließen in die Freischaltung neuer Kombos und System wird durch unterschiedliche Spezialwaffen und Magie-Fähigkeiten vervollständigt. Alle Teile fügen sich zu einem unterhaltsamen Ganzen, nur die etwas deplatzierten Quicktime-Einlagen stören den flüssigen Ablauf. Eine seltsame Design-Entscheidung sind zudem die großzügigen Respawn-Punkte: Ein Bosskampf hat zum Beispiel gleich mehrere davon und wer etwa zu Tode stürzt erwacht am selben Vorsprung wieder zu neuem Leben. Weshalb solche Gefahren dann überhaupt implementiert wurden bleibt ein Rätsel, Veteranen der Serie wird es aber unter Umständen an Schwierigkeit fehlen.
Prunkvolle, detaillierte Spielumgebungen machen die alten 2D-Umgebungen schnell vergessen. Vor allem der 3D-Effekt wird von den Designern virtuos in Szene gesetzt, beim Spielen will man den 3D-Regler stets auf voller Stufe lassen. Leider fordert der Detailreichtum aber ab und zu seinen Tribut: Die Framerate ist bei weitem nicht so flüssig wie man sich das für einen Action-Titel wünscht. Musikalisch ist das Paket gemischt: Statt der eingängigen Kompositionen früherer Vertreter setzt dieser Soundtrack auf Atmosphäre. Das Erkunden der düsteren Gewölbe wird so teilweise recht stimmungsvoll untermalt, allzu oft gerät der Soundtrack dann aber ins Eintönige.
Schlussendlich liefert MercurySteam aber einen erstaunlich robusten Castlevania-Teil ab. Die frischen Impulse helfen dem Spiel ins Jahr 2013 vorzudringen und trotzdem zu keinem Zeitpunkt auf seine Wurzeln zu vergessen sowie den bewährten Mechaniken der Vorgänger treu zu bleiben. Diese gefinkelte Balance macht aus Castlevania: Lords of Shadow – Mirror of Fate für 3DS-Besitzer einen Pflichttitel, geboten wird hier Action-Plattforming vom Feinsten.
Plattform: 3DS (Version getestet), Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): 16, Release: 08.03.2013,
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