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Flight

7
Drama

Schlimm genug, wenn man betrunken Auto fährt, doch was geschieht, wenn man als Pilot betrunken mit einem Flugzeug abstürzt? Flight interessiert sich weniger fürs Fliegen, sondern viel mehr um die Auswirkungen und Verhaltensweisen eines Süchtigen.

Whip Whitaker (Denzel Washington) rettet bei einem Flugzeugabsturz seiner Maschine dem Großteil der Crew und Passagiere das Leben. Durch ein riskantes Manöver kann er das Schlimmste verhindern und wird als Held gefeiert. Schuld an dem Absturz war zwar ein technischer Defekt, doch es stellt sich trotzdem die Frage, ob nicht Whitakers übermäßiger Alkohol- und Drogenkonsum auch eine Rolle dabei gespielt hat.

Robert Zemeckis findet sich mit Flight, nach drei Animationsfilmen und zwölf Jahren, wieder im Bereich der Realfilme ein. Wie schon in Cast Away spielt auch hier ein Oscarprämierter Schauspieler die Hauptrolle und wie dort, ist es auch hier beinahe eine One-Man-Show. Denzel Washington liefert, ohne Übertreibung, seine wohl beste Performance seit Training Day (wobei man nicht außer Acht lassen sollte, dass er in der Zwischenzeit wohl kaum nennenswerte, geschweige denn komplexe Figuren spielen musste). Aber auch die Nebenrollen dürfen nicht übersehen werden.

Allen voran Kelly Reilly, die bisher leider sträflich vernachlässigt wurde, kann in Flight endlich zeigen, zu was sie fähig ist, wenn man ihr eine interessante Figur und genug Spielraum zugesteht. Obwohl sie zwar keine unbekannte Darstellerin ist, so ist sie zweifellos die Entdeckung des Films. Von Kalibern wie John Goodman und Don Cheadle bekommt man gewohnt gute Leistungen zu sehen. Besonders Goodman lockert das schwere Thema etwas auf und sorgt für ein paar Lacher.

Dabei gibt es in Flight eigentlich herzlich wenig amüsantes. Denn abseits der vielleicht vorgefassten Erwartung, dass es sich bei diesem Film um Flugzeuge und ihre Piloten handelt, geht es eigentlich um eine ganz andere Thematik. Der Flugzeugabsturz ist nur das auslösende Ereignis, was dazu führt, dass der wahre Charakter der Hauptfigur Schicht um Schicht freigelegt wird. Dass Whitaker ein Problem mit Drogen und Alkohol hat, wird zwar schon am Anfang impliziert, doch die gesamte verheerende Wirkung wird erst im Verlauf der Handlung sichtbar. Nach einem kurzen Moment der Klarheit, folgt bald der erneute Rückfall und es stellt sich immer mehr die Frage, ob es für Whip überhaupt noch ein Entkommen oder eine Heilung gibt.

Leider muss man aber auch anmerken, dass gerade das Ende dann doch etwas aufgesetzt und unpassend wirkt. Nicht so sehr wegen dem, was passiert, sondern wie es passiert. Während der Rest des Films überraschend subtil (zumindest für eine amerikanische Geschichte) wirkt, ist der Schluss ein plumper Fausthieb. Trotzdem funktioniert Flight als ein angenehm unprätentiöses Drama, zum einen wegen den schauspielerischen Leistungen, zum anderen dank der stilsicheren Regie von Robert Zemeckis. Ein durchwegs gelungenes Drama über die Sucht und ihre Folgen, dem es gelingt, trotz seiner schweren Thematik, unterhaltsam zu sein.

Regie: Robert Zemeckis, Drehbuch: John Gatins, Darsteller: Denzel Washington, Kelly Reilly, Bruce Greenwood, Don Cheadle, John Goodman, Laufzeit: 138 Minuten, Filmstart: 25.01.2013