Black Knight Sword
Grasshopper Manufacture, unter der Leitung von Suda51, hat ein geschäftiges Jahr hinter sich. Bereits mit Lollipop Chainsaw und Sine Mora hat das Studio dem heurigen grauen Spielebrei seine eigene Note aufgesetzt.
Wie Sine Mora wurde für Black Sword Knight mit dem ungarischen Developer Digital Reality kooperiert und während bei letzterem Titel an der ungarischen Sprachausgabe der Einfluss der osteuropäischen Spielefabrik bereits deutlich zu spüren war, geht dieses Werk nun einen Schritt weiter. Das ganze Spektakel präsentiert sich als interaktives Puppentheater.
Eine Mischung aus japanischem Papiertheater und tschechischer Animationskunst prägt den faszinierenden Stil des 2.5D Plattformers. Ziel ist es, als schwarzer Ritter die tyrannische weiße Prinzessin niederzustrecken. Auf dem Weg dorthin wird im klassischen 16-Bit Stil frei nach großen Klassikern wie Castlevania oder Ghouls’n’Ghosts die Welt springend und meuchelnd erkundet.
Durch trostlos graue Landschaften führt die Reise, auf der blutige, depressive Kindergeschichten erzählt werden. Die Ostblock-Atmosphäre ist unverkennbar. Dabei steht aber vor allem das Design im Vordergrund: Alle Elemente sind liebevoll handgezeichnet – wer allerdings meint, das bedeutet einen kinderfreundlichen entspannten Nachmittag, der irrt. Grotesken Gestalten entreißt der schwarze Ritter mit seinen Schwerthieben unter blutigem Schauer das Herz. Dazu hat er auch guten Grund, denn anschließend werden die gesammelten Blutpumpen im „Augen“-Shop gegen dringend benötigte Upgrades verscherbelt. Das trippige Geschehen bleibt dabei stets unberechenbar und spätestens nach dem Ritt auf einem gigantischen Huhn hat man alle Erwartungen restlos aufgegeben.
Ein weiteres Highlight an dem Titel ist das Sound-Design. Phantastisch anmutende Klanglandschaften wecken konstant Assoziationen mit einem staubigen, betrüblichen Puppentheater. Handgemachte, improvisierte Sounds treffen die irre Note zielgenau und der verstörende Soundtrack von Akira Yamaoka – vor allem durch seine Arbeit für Silent Hill zu Ruhm gekommen – tut sein übriges, um den Spieler Stück für Stück in das trostlose Milieu der morbiden Puppen-Szenerie zu ziehen.
Wo Black Knight Sword aber in die Meisterklasse des audivisuellen Designs aufsteigt, lässt das Gameplay an sich ein wenig zu wünschen übrig. Die Hauptfigur steuert sich hakelig und ungenau, zwischen fehlender Kinetik und unergiebigem Schwertgemetzel kommt selten das Gefühl von Qualität auf. Auch die Levels selbst bleiben eher durch ihre kreative Vielfalt in Erinnerung als durch ausgewogenes Spielvergnügen. Dazu tun sich diverse Bonusmodi schwer die Tatsache zu verstecken, dass dieses Theater nach gerade mal fünf Level auch schon wieder die Bühne räumt.
All das sorgt dafür dass Black Sword Knight als Spiel eher mittelklassig zu bewerten ist. Die herausragende Präsentation ist allerdings dermaßen einzigartig, dass das Ergebnis sich trotzdem sehen lässt. Grauenvoll wie nur das Kinderprogramm der ehemaligen Sowjetunion selbst hat dieser Titel einzigartige Impressionen zu bieten.
Plattform: Xbox 360 (XBLA), PS3 (PSN) (Version getestet), Altersfreigabe (Pegi): 16, Release 11.12.12 (PSN), 12.12.2012 (XBLA)