Reality Fighters
Dank großartiger Neuauflage bekannter Beat’em Up-Reihen wie “Street Fighter”, “Mortal Kombat” oder auch “Marvel Vs. Capcom” hat das (2D-)Genre einen unerwartete Höhenflug in den vergangenen Jahren erlebt, nicht zuletzt aufgrund grandioser Grafikspektakel und ausgeweiteter Spielmodi. Was liegt als näher als auch auf der PS Vita mit “Reality Fighters” einen neuartigen Ableger samt Augmented-Reality-Gimmick zu veröffentlichen? Das Entwicklerstudio Novarama, bekannt vor allem dank dem hierzulande recht unbekannten, entfernt an Pokemon-erinnernden PSP-Verkaufsschlager “Invizimals”, nutzt für seinen 2D-Prügler “Reality Fighters” sowohl die Front- als auch die auf der Rückseite der PS Vita angebrachte Kamera, um seine Kombatanten auf allerlei mitgelieferte und auch selbstgewählte Locations zu platzieren und eben dort Kämpfe auszutragen.
Die Funktionsweise ist dabei denkbar einfach: Linse auf gewünschten Platz richten (etwa der heimische Schreibtisch, eine U-Bahn-Sitzbank oder ähnliches), Kämpfer platzieren und starten. Weiters kann/muss für die Absolvierung der Singleplayer-Kampagne, in der eine animierte Version von Noriyuki Morita (besser bekannt als Mr. Miyagi aus den “Karate Kid”-Filmen) als mit bemüht unterhaltsamem Akzent ausgestatteter Sensei fungiert, ein eigener Charakter erstellt werden.
Neben einem recht umfangreichen Editor, der neben grundlegenden Einstellungen wie Größe, Kleidung und Proportionen auch abwechslungsreiche Kampfstile (von Muay Thai, Capoeira über Zombie bis hin zu Superheld) beinhaltet, beinhaltet “Reality Fighters” für die geeignete Personifizierung mit der erstellten Figur auch eine Selbstbild-Funktion, in der das eigene oder ein fremdes Anlitz recht gekonnt (via Foto) auf den digitalen Avatar platziert wird.
Ist der Kämpfer erst einmal erstellt, bietet der 2D-Prügler verschiedene Spielmodi: Eine recht kurze, vom Schwierigkeitsgrad her sehr durchwachsene Einzelspielerkampagne ohne besonderen Anspruch, den obligatorischen Trainings- sowie Survivalmodus, lokaler Ad-Hoc sowie Online-”Infrastructure” Multiplayer, eine “schneller Kampf”-Option und der Time-Attack-Mode, in dem diverse Utensilien schnell und fachgerecht zerschlagen/zertreten werden müssen.
Star der “Show” ist natürlich die Augmented-Reality-Einbindung, die vor allem anfangs enorm Eindruck schindet: Egal ob man nun als Schauplatz des Kampfes die mitgelieferten (freispielbaren) 3D-Panoramen von Örtlichkeiten wie das Taj Mahals oder die Mailänder Scala auswählt oder doch die unmittelbar verfügbare Umgebung vorzieht – Idee und Umsetzung funktioniert hervorragend. Weniger gelungen ist jedoch das Kampfsystem, welches zwar großzügig von der Konkurrenz kopiert, aber nicht deren Klasse erreicht. So sehen die Charaktere (“Das Max” in Lederhosen, “Ton Ton” ist ein Zombiekoch mit Messer im Kopf) immerhin auf den ersten Blick noch recht akzeptabel aus, spätestens nach einigen Spielminuten offenbaren sich die unzusammenhängende Bewegungsabläufe, eine etwas beliebige Kollisionsabfrage und eine geringe Anzahl von (Spezial-)Manövern sowie Kombos – „schlechter Standard, nicht mehr, nicht weniger” scheint hier als Kommentar mehr als angebracht.
So gut die Idee von “Reality Fighters” auf dem Papier auch erscheinen mag, so schnell offenbart sich nach einigen Spielminuten, das das Gameplay, vor allem bei der Fülle hochqualitativer 2D-Prügler, den Löwenanteil der Aufmerksamkeit auf sich ziehen sollte. Da nützen auch die diversen freispielbaren Items (u.a: Oktoberfeststiefel, Bratpfanne, Dämonenhörner) und Mr.Miyagi nicht viel, um den fehlerbehafteten Kern des Spiels zu überdecken.
Plattform: PS Vita (Version getestet), Altersfreigabe (PEGI): 12, Spieler: 1,2 ad hoc & online, Erscheinungsdatum: 22.02.2012