The Ward
Der Geist eines toten Mädchens jagt die Insassen einer Irrenanstalt. Altmodisch und abgedroschen mag einem da aufs Erste einfallen. Doch wenn John Carpenter Regie führt, dann sollte man sich mit einem vorschnellen Urteil zurückhalten…
John Carpenter kann man getrost als Kultregisseur und Meister seines Fachs, das sich vor allem auf Horror und Sci-Fi bezieht, nennen, wenngleich es ihm immer schwerer fällt, seine Filme umzusetzen. Bei „The Ward“ wird dies zum einen verständlich, zum anderen erkennt man auch hier noch immer die Handschrift eines wahren Könners.
Der Film kränkelt vor allem an zweierlei Aspekten. Die Geschichte an sich bietet nicht viel Handlungsspielraum (dafür umso mehr Klischees) und scheitert, wenn es darum geht, dem Horrorgenre neue Wendungen oder Blickwinkel abzugewinnen. Gleichzeitig bezieht das Werk gerade daraus seinen Charme, denn es ist nun mal jene, den neuesten Trends zum Trotz und diese Weigerung sich nicht von anderen, modernern Werken einen Stil diktieren zu lassen, die dem Zuschauer das Gefühl vermittelt in einem klassischen Horrorstreifen zu sitzen. Lange bevor ewige Selbstreferenzen und drei- bis vierfache Metaebenen von der Kritik zu Meisterleistungen hochgejubelt wurden. „The Ward“ ist ein altmodischer Horrorfilm, wo es noch mysteriöse Vorkommnisse gibt (wenngleich diese am Ende eine ebenfalls beinahe klassische Wendung nehmen) und hinter jeder Ecke das böse Monster lauern kann.
So gesehen ist Carpenters neueste Arbeit ein Rückgriff auf die traditionelle Machart. Dass diese Inszenierungsmethode heutzutage nicht mehr auf voller Länge überzeugen kann, liegt zum Teil an diesem Meisterregisseur selbst. Denn letztlich war er es, der viele der nun schon zu Klischees verkommenen Versatzstücke des Horrorfilms etabliert hat und dank ihm nun zum Kanon des Genres zählen. „The Ward“ schafft es von daher leider nicht auf voller Länge zu überzeugen, da manches einfach schon zu altbekannt ist und deshalb nicht mehr zu schockieren vermag.
Darüber hinaus gelingt es selbst dem Kultfilmemacher nicht, der relativ einfallslosen Geschichte auf Dauer Spannung einzuhauchen. Was ihm aber durchaus gelingt, sind die kleinen feinen Schreckensmomente. Sie sind mehr oder weniger subtil in den Film eingewoben, bilden aber stets nur kleine Szenen oder Gesten, die zumindest dem Zuschauer die ständig lauernde Bedrohung laufend ins Gedächtnis zurückholt. Auch das hält den Film nicht über seine ganze Dauer zusammen, wirkt aber dank der düsteren Stimmung und der atmosphärischen Szenerie allemal.
Im Endeffekt ist „The Ward“ ein charmanter, alter Kauz, bewusst gegen den Strom der Zeit gestellt und sich gegen moderne Horrofilme auflehnend. Der Film wird vielleicht niemals zu Carpenters Meisterwerken zählen, ist aber dennoch ein gelungener und großteils unterhaltsamer (über manche Klischees vor allem bei den Figuren sollte man sich nicht ärgern) Beitrag zum Genre. Als Fan des Filmemachers ohnehin ein Muss, für alle anderen Bewunderer der Gattung ebenfalls ein Kinobesuch wert. Ein Horrorfilm, der genau das ist, nicht mehr, nicht weniger und vor allem nichts Gekünsteltes.
Regie: John Carpenter, Drehbuch: Michael Rasmussen, Shawn Rasmussen, Darsteller: Amber Heard, Mamie Gummer, Danielle Panabaker, Jared Harris, Laura-Leigh, Filmlänge: 88 Minuten, Kinostart: 16.12.2011