Don’t Be Afraid Of The Dark
Die Inhaltsangabe zu Don’t Be Afraid of the Dark lässt einen wohl zunächst zurückschrecken, klingt die Story doch geradezu wie eine weitere belanglose Kopie des klassischen 08/15-Haunted-House Films, dessen im Horrorgenre ständig von Neuem wiedergekäute Plotstruktur aufgrund ihrer Berechenbarkeit schon längst jeglichen Reiz verloren hat. Der Name Guillermo del Toro ist es jedoch, der einen hier gegen jede bessere Vorahnung wieder einmal hoffen lässt. Zwar überließ der mexikanische Genre-Visionär, der bereits mit Pan’s Labyrinth ein kleines Meisterwerk erschuf, diesmal den Regiesessel dem Comic-Zeichner Troy Nixey und wirkte lediglich am Drehbuch sowie an der Produktion mit, doch lassen bereits die ersten Einstellungen des Films seine Handschrift klar erkennen und versprechen ein atmosphärisch betörendes und liebevoll altmodisches Horrormärchen.
Als die kleine Sally (Bailee Madison) von ihrer Mutter abgeschoben und gezwungen wird, mit ihrem Vater (Guy Pearce) und dessen Freundin (Katie Holmes) in das renovierungsbedürftige Blackwood Manor einzuziehen, fühlt sie sich bald wie magisch angezogen von flüsternden Wesen, die in den uralten Kaminschachten zu hausen scheinen. Immer tiefer lässt sich das Mädchen in die unheilvollen, labyrinthischen Gewölbe des Hauses locken und ahnt dabei nicht, dass sie mit ihrer Anwesenheit etwas Böses wachgerüttelt hat, das dort in der Dunkelheit lauert und sich diebisch freut, ein neues Opfer am Haken zappeln zu sehen.
Don’t Be Afraid of the Dark, ein leicht abgeändertes Remake des gleichnamigen TV-Films aus dem Jahr 1973, bietet zunächst alles, was wohl jedes gruselbegeisterte Herz auf Anhieb höher schlagen lässt: Ein atemberaubend schauergotisches Anwesen inklusive verwunschenem Garten, Heckenlabyrinthen und lauter geheimnisvollen Orten, die an die düstere Magie von Pan’s Labyrinth erinnern; ein bleiches Mädchen, das seinen Kopf ohne zu zögern auf nervenzerreißende Weise in jedes noch so finstere Loch hineinsteckt; und hinterlistige Monster, die es auf die Zähne von kleinen Kindern abgesehen haben – vor allem wenn das Kind gleich noch mit dranhängt. Bereits im Vorspann schlägt das Grauen hier derart haarsträubend zu, dass man sich am liebsten blind und taub unter dem Kinositz verkriechen möchte. Spätestens bei der wunderbaren und an Saul Bass sowie Edward Gorey erinnernden Titelsequenz sollte dann aber ganz unbedingt wieder ein Blick auf die Leinwand riskiert werden.
Allerdings – es war wohl doch zu schön um wahr zu sein, denn nach einem wirklich starken Anfang begeht Don’t Be Afraid of the Dark tatsächlich den selben Fehler wie sämtliche Genre-Zeitgenossen, indem er in aller Phantasielosigkeit das altbekannte Haunted-House Handlungsmuster abzugrasen beginnt und somit trotz noch so bestechlichem Guillermo-Flair zunehmend ein Vorzeigebeispiel dafür wird, wie sich die Erhaltung von filmischer Spannung garantiert vermeiden lässt. Dabei setzt Don’t Be Afraid of the Dark offensichtlich weniger auf zahlreiche Schockmomente als auf kontinuierlich schleichendes Grauen. Dies scheitert jedoch leider schon allein daran, dass die flinken, nacktmull- und goblinartigen CGI-Monster recht frühzeitig im Close-up gezeigt werden und genaugenommen bereits der Vorspann vorwegnimmt, worauf die Handlung im weiteren Verlauf zielgerade zusteuern wird.
Auch wirken die Reaktionen der Figuren auf das ungeheuerliche Geschehen in Blackwood Manor – allen voran das Verhalten des hier ohnehin überflüssigen Vaters, der den Horrorphantasien seiner Tochter trotz augenscheinlicher Indizien keinen Glauben schenken will – selbst im Vergleich zu ähnlich stumpf verfahrenden Genrebeiträgen erbärmlich unlogisch. Es folgt, was kommen muss: ein 0815 Showdown-Spektakel sowie ein ebenso ernüchternd typisches Haunted-House Ende. Don’t Be Afraid of the Dark wäre sicherlich ein überzeugender Horrorfilm geworden, wenn er statt der allzu klassischen Struktur eigene Wege eingeschlagen hätte. Doch helfen selbst die bildgewaltigste Atmosphäre, der gruseligste Schauplatz, das verwegenste junge Mädchen und die garstigsten kleinen Monster seit den Gremlins letztlich wenig, wenn es an Spannung und einem guten Drehbuch mangelt.
Regie: Troy Nixey, Drehbuch: Guillermo del Toro & Matthew Robbins, Darsteller: Bailee Madison, Katie Holmes, Guy Pearce, Laufzeit: 99 Minuten, gezeigt beim /slash Filmfestival