Attack The Block (mit Gewinnspiel)
Wer hätte gedacht, dass die seit einiger Zeit wieder auf die Kinolandschaft niederschmetternde Alieninvasions-Flutwelle – man denke an Battle: Los Angeles, Super 8 oder Cowboys & Aliens – aus ihren endlosen mit hollywoodschem Einfallsmangel überschäumenden Massen doch tatsächlich noch etwas Gutes hervorbringen würde?
Umso erfreulicher ist es demnach, dass Joe Cornishs neuer Beitrag zum jungen britischen Genrekino sämtliche noch so gigantisch aufgezogene und US-lastige „aliens vs. mankind“- Leinwand-Schlachten der Gegenwart spielend in den Schlund der filmischen Belanglosigkeit katapultiert.
Dabei lässt Attack the Block jedoch nicht etwa einen viereckigen, weniger schwabbeligen Verwandten des Blobs über die Welt herfallen, sondern geht auf fulminante Weise wohl einer der essentiellen Fragen der Menschheit nach: Was wäre, wenn die garstigen Aliens nicht in einer idyllischen Vorstadtsiedlung, in der Wüste Nevadas oder in einer amerikanischen Metropole landen würden, sondern mitten in einer Sozialwohnanlage im Süden Londons? Nun – die fünf lautstarken Antworten tragen Bandanas und Kapuzenpullies, verständigen sich in kryptischem Straßenjargon, sind gerade damit beschäftigt, eine rechtschaffende Krankenschwester auszurauben und lassen sich ihr Territorium rund um den 20-stöckigen Block nicht so einfach streitig machen. Auf rasanten zweirädrigen Gefährten sowie ausgerüstet mit Samuraischwertern, Feuerwerksraketen und Baseballschlägern ziehen die Gangkids angriffslustig los, um den „big alien gorilla wolf motherfuckers“ in ihre hässlichen, felligen, pechschwarzen Hinterteile zu treten – und das mit einer energiegeladenen Coolness, die in der aktuellen Kinolandschaft ihresgleichen vergeblich sucht.
Joe Cornishs Spielfilm-Debüt ist dabei nicht nur eine raffinierte Kreuzung aus Science-Fiction, Gemeindebaudrama und Action-Spektakel, sondern erweckt doch tatsächlich ein bereits bis zur Unerträglichkeit ausgeweidetes Thema zu neuem Leben. Zwar greift Attack the Block ebenfalls auf das altbekannte narrative Grundgerüst des Alieninvasionsgenres zurück, verlagert dieses jedoch in ungewohnte Verhältnisse, jongliert parodistisch mit Konventionen sowie hollywoodschen Heldenklischees und beweist auf eindrucksvolle Weise, dass es im heutigen Filmzeitalter schon lange nicht mehr darauf ankommt, welche Geschichte man erzählt, sondern wie man sie erzählt.
So punktet Attack the Block in erster Linie mit seinen charismatischen und unschlagbar authentischen Außenseiter-Protagonisten sowie deren genialem britischem Sozialbau-Slang, in dessen Angesicht selbst der Klassiker unter den Sci-Fi-Sprachen – Klingonisch – demütig auf die Knie fallen sollte. Der hinreißende Charme steckt aber ebenso in den unwiderstehlichen Verfolgungsjagden mittels BMX-Rädern, Rollern und Mopeds, in den noch unwiderstehlicheren Waffen der Gangkids sowie in der ohrenbetörenden und unablässig pumpenden House-, Hip-Hop-, Grime-, Garage- Soundkulisse, die auch nach Ende des Films noch lange nachklingen wird.
Doch Joe Cornish ist auch ein wahrer Filmkenner. So lässt er stilsicher die Tradition der klassischen 80er Jahre Monster-Actionfilme, die Ganglandfilme von Walter Hill und Coppola, ein wenig Spielbergsches Jugendfilm-Flair als auch Anleihen des Genre-Großmeisters John Carpenter auf der Leinwand mitschwingen, orientiert sich bei der Inszenierung des Blocks – mit all seinen klaustrophobisch anmutenden Gängen, der Neon-Beleuchtung sowie den ominösen Klängen – an keinen geringeren Kultschauplätzen als der Nostromo aus Alien oder dem Nakatomi Plaza aus Die Hard und erschafft dabei gleichzeitig etwas völlig Einzigartiges.
Auch auf Cornishs raffiniert gesellschaftskritischen Ansatz darf hier hingewiesen werden, indem er in Attack the Block gleich zwei Arten von Monstern gegeneinander antreten lässt und dabei einen Blick hinter die Fassade von Stereotypen freigibt. Denn während einzig und allein die Gangkids heldenhaft versuchen, die außerirdische Bedrohung in die Flucht zu schlagen, hält die umliegende Gesellschaft stattdessen sie selbst für die barbarischen und wild randalierenden Monster, die es zu fassen und wegzusperren gilt. Und wie wunderbar ist es letztlich, inmitten des abstoßend grenzenlosen CGI-Wahnsinns wieder einmal richtig originelle Old School – Mann im Kostüm – Rotoskop – Aliens mit fluoreszierend leuchtenden Reißzähnen und pechschwarzem Fell erleben zu dürfen, die immer gerade nur so kurz im Bild gezeigt werden, dass die in Genre-Blockbustern generell unterschätzte Imaginationskraft der Zuschauer noch ihren Teil zu deren unheimlich-skurriler Erscheinung beitragen darf.
Attack the Block ist ein kleines Genrefilm-Wunder; ist wahnsinnig, parodistisch, hinreißend schwarzhumorig, bitterböse und schonungslos brutal; ist augen- und ohrenbetörend; ist Energieentladung von der ersten bis zur letzten Sekunde; ist das erfrischendste und unterhaltsamste, was es seit langem im Kino zu erleben gab; ist Pflicht für jeden Genrefan und muss unbedingt in britischer Originalfassung genossen werden – am besten im Gartenbaukino.
Regie & Drehbuch: Joe Cornish, Darsteller: John Boyega, Jodie Whittaker, Alex Esmail, Franz Drameh, Leeon Jones, Simon Howard, Luke Treadaway, Nick Frost, Jumayn Hunter, Laufzeit: 88 Minuten, Kinostart: 23.09.2011
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Wie heißt der Kollege und Kumpel von Simon Pegg, der auch in „Attack the Block“ mitspielt?
Einsendeschluss ist der 09.10.2011. Der Rechtsweg ist wie immer ausgeschlossen. Viel Glück beim mitmachen.