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100 DVDs in 100 Wochen: Heat

Woche zwei beim 100 Filme in 100 Wochen-Feature und diesmal freue ich mich schon richtig auf den Film. Auf mich warten Robert De Niro und Al Pacino in Michael Manns Hochspannungsthriller Heat.

Bei einem Treffen mit meiner ehemaligen Arbeitsfamilie erzähle ich von meinem neuen Projekt und habe bei Freund A. mit Film Nummer zwei einen Nerv getroffen. Hellauf begeistert beginnt er mir Heat schmackhaft zu machen und schwört darauf, dass mich eine der real klingendsten Schießereien erwartet. Und De Niro und Pacino in einem Film – gibt’s was Besseres? Einzig geschockt ist er von der Tatsache, dass die „ane von Richterin Amy oder so“ auch dabei ist und es wagt, die heiligen Lippen von De Niro zu berühren … aber gut, das soll mich jetzt auch nicht weiter stören und somit lege ich die DVD gespannt wie ein Gummibandl in meinen Player.

Los Angeles präsentiert sich in Heat eindeutig nicht als Hollywood-Mekka, sondern als die Stadt der Lichter mit einigen düsteren Schluchten und jeder Menge krimineller Machenschaften. Ich bin schon in der ersten halben Stunde gefesselt (bei einer Laufzeit von 164 Minuten bin ich darüber auch mehr als froh, man bedenke das Langeweile-Desaster bei Der Leopard) und erstaunt darüber, dass De Niro eine dermaßen harte Sau sein kann, ebenso wie Pacino, aber war ja klar. Obwohl De Niro ja vor seiner Karriere als Vater, der Ben Stiller in den diversen Meet the Parents-Ablegern das Leben schwer macht, auch andere Rollen hatte, habe ich ihn irgendwie trotzdem als eher lustigen Schauspieler im Kopf, trotz Der Pate.

Schon der erste Coup der Bande rund um De Niro, im Film übrigens Neil McCauley genannt, lässt mich ob der Hollywood-Brutalität etwas schmunzeln. Allein die Aussage „Ich musste ihn umlegen, er hat mich angemacht“, finde ich grandios – als ob es einen besseren Grund gäbe … aber Gangster sind wohl von Natur aus leicht reizbar. Dieser Fakt erhärtet sich übrigens während des gesamten Filmes, da nicht nur die Gangster rund um McCauley dermaßen heftige Wutausbrüche bekommen, sondern auch er selbst ihnen darin in nichts nachsteht. Obwohl: Pacino hat es da als hartgesottener Cop auch nicht einfacher,wehe dem, der ihn reizt … und ich dachte meine Mama wäre schon schnell beleidigt. Aber egal, dem Umstand, dass alle furchtbar jähzornig sind, wird auf jeden Fall im Hinblick auf den Umgang mit sämtlichen Inventar und Dekoration Rechnung getragen. Wenn Fenster, Glasscheiben, Autoscheiben und andere Gegenstände wirklich so zerbrechlich wären – die Welt würde nicht mehr lange stehen. Ein beherzter Schubser und schon fliegst du durch deine Terassentür in den Außenbereich – so schnell kann man gar nicht schauen, ein Wahnsinn. Ich frage mich, ob ich auch so leicht Fenster eintreten kann, beschließe aber, das auf einen anderen Tag zu verlegen. Jetzt ist es draußen eindeutig noch zu kalt, aber wenn der Sommer wieder so heiß ist … egal, ich schweife wieder mal ab.

Mittlerweile sitzen sich McCauley und Vincent Hanna, also Pacinos Charakter, im Kaffee gegenüber und sind absolut offen und ehrlich zueinander. Bemerkenswert – würde mein größter Feind mir gegenüber sitzen, ich weiß nicht, ob ich ihm A.) in die Augen schauen und B.) so ehrlich sein könnte oder wollte. Die beiden bekommen das auf jeden Fall gut hin, was für mich ein gutes Finale bedeutet und ich mich so noch mehr in meine Decke einkuschle um den Film zu folgen. Und da ist sie endlich, die echt klingendste Schießerei ever – so laut Freund A. zumindest. Und wirklich, kein großartiges Special Effects-Gehabe, keine megadramatische verstärkende Musik, keine ständigen Explosionen, einfach ein schönes und echt unglaublich lautes Schießvergnügen. Herrlich, so etwas habe ich schon lange nicht mehr gesehen – und der Geräuschpegel ist echt irre. Nach so einer Schießerei ist man sicher taub, oder hat mindestens einen Tinnitus … aber wer nimmt sich schon geräuschabschirmende Kopfhörer bei sowas mit. Immer wenn man so etwas bräuchte, hat man es zu Hause vergessen, oder, wie es auf vielen Festivals der Fall, ist zu cool um so etwas zu tragen. Aber Gangster mit Ohropax stell ich mir auch unglaubwürdig vor, also von dem her: Good job, Hollywood!

Über das Ende möchte ich eigentlich gar keine Worte verlieren, vielleicht möchte ja noch jemand Heat sehen und da wäre es echt blöd, wenn man den Schluss verrät. Daher gehe ich nahtlos in meine Empfehlung über: Wer Zeit hat, um einen 164-Minuten-Film zu sehen (und dabei bitte nicht einschlafen!), der sollte sich diese wirklich nehmen. Für Heat zahlt es sich auf jeden Fall aus – De Niro und Pacino gemeinsam in einem Film sind wirklich ein Genuss, auch wenn die beiden eigentlich nur zwei ganze Szenen miteinander haben. Und vor allem ist dieser Gangsterfilm eine nette Abwechslung zu dem (teilweisen) Schrott, der einem heutzutage in dem Genre unterkommt. Wer also auf (superecht klingende) Schießereien, eine interessante Storyline und grandiose Schauspieler steht, der sollte sich Heat auf keinen Fall entgehen lassen. Nächste Woche geht es weiter mit Rio Bravo.