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The Help

8
Drama

Südstaatenromantik? Nostalgie und Verklärung? Verzerrung historischer Ereignisse? All dies findet man in der Verfilmung von Kathryn Stocketts Roman „The Help“ zum Glück nicht…

Die Geschichte nimmt uns mit nach Jackson, Mississippi im Jahre 1962 – die junge aufstrebende Journalistin Eugenia „Skeeter“ Phelan (Emma Stone) schickt sich an ihr Resümee aufzubessern indem sie eine Kolumne über Hausarbeit schreibt und benötigt dazu die Unterstützung der schwarzen Haushaltshilfe Abileen (Viola Davis). Ihre Freundinnen sehen das mit Misstrauen – besonders Hilly Holbrook (Bryce Dallas Howard), die sich zum Ziel gesetzt hat die Trennung zwischen Weiß und Schwarz permanent zu machen und auf alle Bereiche des täglichen Lebens auszuweiten.

Skeeters Ziel im Leben ist nicht notwendigerweise einen Ehemann zu finden, womit sie sich in der kleinen Gesellschaft von Jackson bereits zur Außenseiterin macht. Ein Streit zwischen ihr und Hilly darüber, ob jeder weiße Haushalt eine gesonderte Toilette für die schwarzen Angestellten haben sollte bringt sie schließlich dazu, ein Buch mit Interviews aus der Sicht der Haushaltshelferinnen schreiben zu wollen. Der Film macht zu diesem Zeitpunkt bereits klar, das es sich hier um kein einfaches Unterfangen handelt – solche Handlungen waren nach damaliger Gesetzeslage für beide Parteien strafbar und kein vergnüglicher Tratsch á la Gossip Girl.

Abileen entschließt sich, Skeeter zu helfen um vielleicht in Zukunft die Wahrnehmung ändern zu können. Doch die Verlagsleiterin Missus Stein verlangt mindestens zwölf Interviews – erst als die freche Minny (Octavia Spencer) mit an Bord kommt, geht es voran. Ungerechtigkeit und Ungleichheit werden deutlich gemacht und nicht geschönt – als eine befreundete Haushaltshilfe wegen Diebstahls verurteilt wird, entschließen sich mehrere Andere unter dem Schutz falscher Namen ihre Geheimnisse preiszugeben.

Mit zweieinhalb Stunden Länge überschreitet der Film die normalen Sehgewohnheiten und wird trotz seiner sich eher langsam entwickelnden Handlung niemals langweilig. Der Film wirft einerseits einen Blick auf die Lage der schwarzen Bevölkerung in den Südstaaten als auch auf die Situation junger Frauen in der Gesellschaft und die Erwartungen die an sie gestellt wurden. Besonders schön kommt hier Jessica Chastain in der Rolle der Celia Foote zur Geltung – eingeheirateter White Trash – die trotz endloser Bemühungen keinen Eingang in die Gesellschaft findet. Mit ihr wird der Film ein bisschen aufgelockert und vom Drama der Hauptfiguren abgelenkt.

Der Film wird der Romanvorlage gerecht – obwohl Kathryn Stockett einige Themen ausführlicher behandelt und der gesamte Ton des Romans düsterer ist als der des Films – wohl um das breite Massenpublikum nicht abzuschrecken – werden die Schlüsselelemente übernommen und alle Figuren präzise ausgebaut und gezeichnet.

Viola Davis und Octavia Spencer liefern wunderbare Arbeit ohne zu sehr in Klischees zu verfallen. Wir sehen, was wir aus dem Trailer erwarten und noch ein bisschen mehr (Academy Awards lassen grüßen). Emma Stone spielt hier eine fast Tragikomische Rolle, die erst zum Ende Absolution erfährt. Sie lässt die notwendige Ernsthaftigkeit nicht vermissen und stellt die Zwickmühle in der sich ihre Figur befindet mit einigem Humor dar. Bryce Dallas Howard ist wunderbar bösartig und gemein hinter der Fassade des Chic und der Höflichkeit des Südens. Ihr Minenspiel wird jeder bösen Disneyhexe gerecht. Der Film brilliert mit seinen Nebendarstellern – gerade die Mütter Allison Janney (Charlotte Phelan) und Sissy Spacek (Hilly Holbrooks Mutter Ms. Walters) setzen einen wichtigen Kontrapunkt zu den Wünschen und Vorstellungen ihrer Töchter.

Tate Taylors Umsetzung ist anregend, ohne zu dokumentarisch oder schwermütig zu sein. Für tiefergehende Informationen zu dieser Zeit ist der Roman eine gute Anlaufstelle – oder jede Bibliothek. Ein so komplexes Buch in einen runden, abgeschlossenen Film verwandeln zu können verlangt Respekt und den hat sich Mr. Taylor mit diesem Werk verdient. 

Regie & Drehbuch:  Tate Taylor, Darsteller: Emma Stone, Bryce Dallas Howard, Viola Davis, Octavia Spencer, Laufzeit: 146 Minuten, Kinostart: 08.12.2011




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