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The Holdovers

8
Tragikomödie

Mit The Holdovers kehrt Alexander Payne nach einigen Jahren mit einem neuen Film auf die große Leinwand zurück. Es ist wahrscheinlich sein bester bisher.

In The Holdovers begegnen wir dem grummeligen Geschichtsprofessor Paul Hunham (Paul Giamatti), der in den frühen 1970ern auf einem privaten Buben-Internat in Neuengland unterrichtet. Dort ist er eine gefürchtete Kapazität, dem sowohl Schüler als auch Kollegen lieber ausweichen. Zur Weihnachtszeit dürfen alle zu ihren Familien nach Hause fahren. Nur ein paar wenige unglückliche Internatsschüler müssen über die Weihnachtsferien im Haus zurückbleiben. Und ausgerechnet Paul Hunham wird dieses Jahr ausgewählt, zusammen mit der Schulköchin Mary (Da’Vine Joy Randolph), die Aufsicht über die Burschen zu haben. Die Situation spitzt sich noch einmal dramatisch zu, als die meisten Jungs doch noch über mehrere Tage zu einem Ski-Trip vom Vater eines Kommilitonen eingeladen werden. Nur der sehr kluge, aber auch sehr aufbrausende Angus (Dominic Sassa) bleibt mit seinen Aufsehern zurück.

The Holdovers ist Regisseur Alexander Paynes großes Comeback. Sein letzter Film Downsizing von 2017 wurde weit weniger gut aufgenommen als seine vorhergehenden Arbeiten Nebraska, The Descendants oder Sideways. Aus letztgenanntem nimmt er Hauptdarsteller Paul Giamatti mit und bietet dem Charakterdarsteller damit eine große Bühne, in der dieser die ganze Palette seines darstellerischen Könnens abliefert. Es ist wirklich ganz großes Kino Giamatti dabei zuzusehen, wie er den Weihnachtsgrinch gibt, der immer mehr aufbricht und zum Sympathieträger wird. Seine Darstellung zählt locker zu den Jahresbesten und wurde zurecht soeben bei den Golden Globes mit einem „besten Hauptdarstellerpreis“ geadelt.

 

Für die beste Nebenrolle wurde auch Da’Vine Joy Randolph ausgezeichnet, ebenfalls völlig verdient. Genauso beeindruckt aber auch der Newcomer Dominic Sassa, der hier seinen Filmeinstand gibt. Paynes Retro-Inszenierung ist immer voll am Punkt. Er lässt das beengende Gefühl des Buben-Internats in den frühen 70er Jahre auferstehen. Umrahmt von etlichen eindrücklichen Bildern inszeniert er den Machtkampf zwischen Schüler und Lehrer beinahe als Kammerspiel, das trotz seiner Überlänge von 133 Minuten durchgehend bestens unterhält. Das Drehbuch von David Hemingson ist ein weiteres Highlight, das es schafft immer wieder zu überraschen und berührt ohne kitschig zu sein.

The Holdovers ist ganz großes Erzählkino aus Hollywood alter Schule, mit den Möglichkeiten von Heute umgesetzt. Eine Tragikomödie, die zwar nie wirklich lustig ist, dafür aber eine erstaunliche Balance im Umgang mit den vielen tragischen Momenten zeigt. Dass man im Angesicht all dieser verkrachten Existenzen den Kinosaal mit einem warmen Gefühl im Herzen und einem Lächeln auf den Lippen verlässt, ist ein besonderer Verdienst dieses Ausnahmefilms.

Regie: Alexander Payne, Drehbuch: David Hemingson, Darsteller: Paul Giamatti, Dominic Sessa, Da’Vine Joy Randolph, Carrie Preston, Brady Hepner, Ian Dolley, Filmlänge: 133 Minuten, Kinostart: 25.01.2024

The Holdovers




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