Thanksgiving
Anno 2007 brachten Quentin Tarantino und Robert Rodriguez ihr Grindhouse-Double Feature in die Kinos. Grindhouse, so nennen die Amerikaner das Phänomen Film, das in unserem Breitengrad gern als Bahnhofskino bezeichnet wird. Also schäbige billige Filmchen aus den Bereichen Sex, Gewalt und gute Laune. Rund um die beiden Hauptfeatures in Grindhouse, gab es damals auch ein paar Fake Trailer zu sehen, die befreundete Regisseure beigesteuert haben. Also Trailer zu Filmen, die es damals eigentlich gar nicht gab. Inzwischen wurden allerdings drei dieser Fake Trailer umgesetzt und als Langfilme ins Kino gebracht. Nach Machete (2010) und Hobo with a Shotgun (2011) folgt nun mit Thanksgiving von Eli Roth der dritte Film dieser Gattung.
Eli Roth selbst ist ja wiederum eine höchst streitbare Figur im Horrorfilmkosmos. Aus irgendeinem Grund hat er es jedoch geschafft, dass Filme von ihm, stets ein kleines Event in Horrorfilmfan-Kreisen darstellen. Und das obwohl ihm über seine gesamte Karriere hinweg, nur halb- bis allerhöchstens dreiviertelgute Filme gelungen sind. Sein bekanntestes und kontroversestes Werk ist nach wie vor der Folterporno Hostel aus 2005. Danach folgten etwa der zu Unrecht geschmähte Knock Knock (2015) mit Ana de Armas und Keanu Reeves oder sein Kannibalenfilm-Pastiche The Green Inferno (2013).
Nun also Thanksgiving. Versprochen wird eine Slasher-Hommage, die an die goldenen Zeiten des Genres erinnern soll. Roth legt die Chose sehr ironisch an und eröffnet mit einem Black-Friday-Massaker. Die Konsumkritik kommt hier – wie alles von Eli Roth – mit dem Holzhammer. Im weiteren Verlauf des Films bekommt der Streifen zunehmend düsterere Töne. Als Höhepunkt dürfen die Mordszenen gelten – ganz wie im Slasher-Genre üblich. Die Kills liefert Roth mit einer sadistisch-voyeuristischen Hingabe ab, die Fans der derberen Gangart freuen wird.
Insgesamt ist Thanksgiving viel Licht und Schatten. Ein paar wirklich nette Einfälle werden durch einige Patzer in der Umsetzung (Drehbuch, Regie, Darsteller) hinuntergezogen. Manche der handgemachten Bluteffekte sind großartig gelungen. Andere sehen wieder nach billigstem Schrott aus. Die Enthüllung des Killers am Schluss ist dann auch eher naja. Sein allergrößtes Problem hat Thanksgiving allerdings in seiner Lauflänge. 107 Minuten sind einfach viel zu lange. Hier hätte echt einiges gestrafft werden müssen.
Unterm Strich steht bei Thanksgiving dennoch ein launischer dreckiger kleiner Bastard von Film, der über weite Teile sehr gut unterhält und auf das geneigte Publikum losgelassen und gefeiert werden will. Wie gut einem Thanksgiving dann selbst gefällt, gilt es herauszufinden. Der Trip lohnt sich aber, allen Mängeln zum Trotz, durchaus. Man sollte nur vorab wissen, dass das hier kein steriler Blumhouse-Horror ist, sondern eben die richtig schmierige Grindfilm-Scheiße. Wer mal wieder eine Dosis davon braucht, darf bedenkenlos zugreifen.
Regie: Eli Roth, Drehbuch: Jeff Rendell, Eli Roth, Darsteller: Addison Rae, Patrick Dempsey, Milo Manheim, Gina Gershon, Nell Verlaque, Karen Cliche, Filmlänge: 107 Minuten, Kinostart: 17.11.2023