Mein Sohn, der Soldat
Die Geschichte der Tirailleurs sénégalais, die in Frankreichs westafrikanischen Kolonien rekrutiert wurden, um im Ersten und Zweiten Weltkrieg an der Front zu kämpfen, ist auch eine von Ignoranz und Ideologie, Instrumentalisierung und Ikonographie; eine Geschichte, die Mathieu Vadepieds konstruiertes Kriegsdrama Mein Sohn, der Soldat nicht aufarbeitet, sondern ausbaut.
Der bisher filmisch kaum beachtete historische Hintergrund der (Original)Titelfiguren dient lediglich als Aufhänger eines generischen Vater-Sohn-Konflikts. Der Autoritätskampf des senegalesischen Farmers Bakary Diallo (Omar Sy), der seinen zwangsrekrutierten Sohn Thierno (überzeugend: Alassane Diong) zu dessen Schutz nach Verdun begleitet, erzählt fast nichts über die Ausbildung der Rekruten und ihre spezielle Stellung in der Armee.
Anstelle der rassistischen Ressentiments gegenüber westafrikanischen Soldaten, die meist als Stoßtruppen verheizt, schlechter ausgestattet und auf Karikaturen verhöhnt wurden, und ihrer schmählichen Behandlung nach Kriegsende vermittelt der Regisseur in seinem mit Olivier Demangel verfassten Drehbuch durch Thiernos Kameradschaft mit dem jungen Lieutenant Chambreau (Jonas Bloquet) eine tolerante Gleichstellung.
Das Grauen der Schützengräben bleibt unsichtbar, während die vereinzelten Schlachtszene in ihrer holprigen Bühnenhaftigkeit die inszenatorischen, szenischen und materiellen Mankos enthüllen. Selbst das von Sy und Diong engagiert gespielte Autoritätsdilemma stagniert in einer frühen Stufe, die nicht Wehrdienstverweigerung oder Pazifismus bestätigt, sondern väterliche Überlegenheit: eine nicht nur vor dem dramatischen Kriegskontext fragwürdige Message.
Regie: Mathieu Vadepied, Drehbuch: Olivier Demangel, Mathieu Vadepied, Darsteller: Omar Sy, Alassane Diong, Jonas Bloquet, Bamar Kane, Alassane Sy, Aminata Wone, François Chattot, Filmlänge: 100 Minuten, Kinostart: 02.11.2023