Teenage Mutant Ninja Turtles: Mutant Mayhem
Dass der grelle Graffiti-Look des jüngsten Leinwandauftritts der Teenage Mutant Ninja Turtles bisweilen kindlichem Kreidegekrakel ähnelt, ist amüsante Analogie der narrativen Unebenheiten der krachigen Comic-Adaption. Das von Co-Regisseur Jeff Rowe mit einer Handvoll Autoren verfasste Reboot der Origin-Story des Brüder-Quartetts manövriert so rasant zwischen Kinderkino, Jugend-Unterhaltung und Retro-Referenzen wie Raffael (Brady Noon), Michelangelo (Shamon Brown Jr.), Leonardo (Nicolas Cantu), Donatello (Micah Abbey) und ihr Adoptivvater Splinter (Jackie Chan) durch die sptylischen Szenarien.
Deren ambitionierte Ästhetik, die mit Street-Art-Anklängen und Neon-Akzenten der 80er-Geburtsdekade der Titelhelden huldigt, ist die eigentliche Stärke des Animation-Actioners. Dessen Anarcho-Aggro-Drive bremsen eine ambivalente Aussage, chauvinistische Misstöne und ein schematischer Antagonist.
Jener ist (noch) nicht Star-Schurke Shredder, sondern eine Kreation Baxter Stockmans (Giancarlo Esposito), augenscheinlich inspiriert von dessen Mutation in der kultigen, ultrakommerziellen 90er-Cartoon-Serie. Deren spielerische Brutalität und der pubertär-parodistische Comic-Stil verbinden sich zu einer selbstironischen Spontanität, torpediert von der kindlichen Konformität nachfolgender TV-Serien.
Letzte zeigt sich in einem Feindbild, das sein aufgebautes Potenzial mutwillig zerstört, und der Degradierung April O‘Neils (Ayo Edebiri) zur Schülerreporterin und Leonardos Love Interest. Trent Reznors gewohnt geschliffener Soundtrack und die visuelle Dynamik übertünchen nicht diesen Franchise-inhärenten Chauvinismus. Der unterstreicht, dass die Renaissance-Reptilien hier ihre seit Langem authentischste Inkarnation finden – im Guten wie im Schlechten.
Regie: Jeff Rowe, Kyler Spears, Drehbuch: Seth Rogen, Evan Goldberg, Jeff Rowe, Stimmen (Original): Rose Byrne, Paul Rudd, Seth Rogen, John Cena, Jackie Chan, Giancarlo Esposito, Filmlänge: 99 Minuten, Kinostart: 03.08.2023