Weißes Feuer (c) 2023 Tiffany D. Jackson, Festa Verlag(2)

Weißes Feuer

Nach einer traumatischen Erfahrung zieht Marigold mit ihrer Patchwork-Familie aus den Südstaaten in den mittleren Westen der USA. Ihre Mutter hat dort eine geförderte Autorinnen-Residenz zugesprochen bekommen. Auf den ersten Blick wirkt das Haus reizvoll und großzügig. Doch die Nachbarn meiden es. Es soll verflucht sein. Nach einer schrecklichen Tragödie vor vielen Jahren soll es darin sogar spuken. Und tatsächlich: Türen öffnen sich von selbst. Manchmal weht ein schrecklicher Gestank durchs Haus. Und sogar unheimliche Stimmen sind zu hören. Am problematischsten verhält sich jedoch Marigolds kleine Stiefschwester Piper. Die Kleine wirkt plötzlich wie von Dämonen besessen und hat es vor allem auf Marigold abgesehen.

Veränderung ist gut. Veränderung ist wichtig. Veränderung ist notwendig.

Tiffany D. Jacksons dritter Roman bei Festa ist ihr erster Horror-Roman. Die vorangegangenen Werke Der bittere Trost der Lüge und Monday, wo bist du? waren eher psychologische Dramen mit leichtem Thriller-Einschlag. Doch die Autorin hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie das Horrorgenre liebt und in den USA hat sie mit The Weight of Blood bereits ihren nächsten Gruselroman veröffentlicht. Weißes Feuer ist eine Spukhausgeschichte, die sich aus allerlei klassischen Zutaten speist und mit moderner Würzung unterfüttert ist. Der Twist am Schluss lässt dann alles nochmal in ganz neuem Licht erscheinen – sei aber an dieser Stelle natürlich nicht verraten.

Während sich meine zusammengekniffenen Augen langsam an die Dunkelheit gewöhnen, taste ich um mich herum. Die Bettdecke ist verschwunden, ich habe eine Gänsehaut und meine Füße sind zu Eisblöcken gefroren. Mit schwerem Kopf setze ich mich auf. Durch die offene Tür weht ein kalter Wind herein. Und in der Ecke neben meinem Schrank steht ein Mann.

Interessant ist, dass obwohl sich Jackson mit diesem Roman eben dem Horror zuwandte, Weißes Feuer dennoch mehr YA-Roman ist, als die Vorgänger. Soll heißen, der Schrecken ist zwar zeitweise durchaus effektiv, bleibt aber letztlich mild und ist auch spürbar für Teenies geschrieben. Spürbarer als die beiden dunklen Vorgänger zumindest, welche zwar auch klar als Young-Adult-Fiction vermarktet wurden, aber dabei ganz schön abgründig waren.

Weißes Feuer geht eben – trotz Horrorthematik – etwas leichtfüßiger zu Werk. Jackson ist eine hervorragende Erzählerin und daher casht sie uns locker auch mit dieser Geschichte wieder ein. Aber die psychologische Tiefe ihrer beiden ersten Romane geht hier einfach ein wenig ab. Weißes Feuer wirkt vielleicht ein bisschen, als hätte Jordan Peele The Conjuring neu für Teenager verfilmt. Wer sich davon angesprochen fühlt – wärmste Empfehlung.

Weißes Feuer von Tiffany D. Jackson, 448 Seiten, erschienen im Festa Verlag.

Weißes Feuer